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LudwigKal ist cool. Sie sind serbische Roma und verbinden traditionelle Musik mit modernen Rhythmen… auf jeden fall tanzbar. Live sind die bestimmt toll, wenn du hingehst kannst du ja erzählen wies war
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Und so war es dann:
DONAUFEST / Dreierpack bei „Balkan Sounds Global“
Waghalsiger Klarinettist
Talisman, Kal und das Ivo Papasov Ensemble auf der FlussbühneGroßes war erwartet worden von diesem ganz speziellen Abend, doch so richtig aus dem Häuschen waren die Zuhörer der „Balkan Sounds Global“-Nacht erst beim Auftritt des Ivo Papasov Ensembles, denn hier vereinten sich solistische Klasse und gewitzte Arrangements.
UDO EBERL
Wieder eine dieser traumhaften Sommernächte an beiden Donauufern. Und den Soundtrack dazu wollten auf der Flussbühne gleich drei Bands liefern. „Balkan Sounds Global“ hatte man sich als Übertitel für diese Nacht ausgesucht, die von „Talisman“ eröffnet wurde.
Den meisten Besuchern waren die Weißrussen noch als Trio bekannt, dessen musikalische Wirkung besser als jeder Espresso war. Im Quintett-Format versuchten die Herrschaften nun mit Raffinesse und Vielschichtigkeit zu überzeugen. Cymbalon, Akkordeon und die Violine gaben weiterhin den Ton an, doch leider ist den Talismännern beim Versuch, die nächste musikalische Stufe zu erreichen, irgendwie die Puste ausgegangen. Keine Enttäuschung, aber nahe am Plätschern.
Ganz anders die kantigen Schlapphut-Träger der Belgrader Band Kal, die sich aufmacht, im Weltmusikmarkt mitzumischen. Nun schien sich allerdings Gitarrist und Sänger Fragan Ristic mehr mit den umhersurrenden Fliegen, als mit seiner Stimme zu beschäftigen. Ein wenig traurig war das schon, dass die vokale Anlehnung an Tom Waits und die Melancholie, die den Platten der Band eine eigene Note geben, in Ulm auf der Strecke blieben. Vielleicht hatte Kal das Wort Donaufest ja falsch verstanden.
Hippeliger Gypsy-Folk
Kal setzten also, wohl auch um die Distanz zum Publikum zu überwinden, auf Stücke mit Schmackes. Eigenwilliger Gypsy-Folk, von jeweils zwei hippeligen Perkussionisten und Akkordeonspielern, einem Bassisten und eben Ristic vorgetragen. Das groovte durchaus. Spannend wurde die Geschichte immer dann, wenn aus den üblichen Folk-Klischees Jazz, Dub oder Trip-Hop herauszuhören waren. Tolle Ansätze, ein wenig halbherzig vorgetragen. Eine Band im Umbruch, vor dem großen Schritt oder vielleicht auch vor dem Auseinanderbrechen.
Dann also Ivo Papasov, der große bulgarische Klarinettist, der mit seinem Blasinstrument keiner Waghalsigkeit aus dem Weg geht. Mit seinem Flötisten Matyo Dobrev lieferte er sich bewegende Solo-Duelle. Verbrüdert wagten sie sich an den Unisono-Wahnsinn, und gleich zu Beginn zeigten sie in einer Viertelstunde nonstop, welche Tempi und Breaks so möglich sind.
Gewöhnungsbedürftig – wie so oft bei Südosteuropäern – die Keyboardsounds oder die nach Kaugummi klingende E-Gitarre. Doch Drummer und Akkordeonspieler sorgten schon dafür, dass bei dieser rasanten Folk-Jazz-Fusion-Sause nichts anbrannte. Und natürlich der überragende und swingende Papasov, dessen Frau Maria Karafezieva in wenigen Stücken für gesangliche Melancholie sorgte. Keine große Stimme, doch die einer trauernden Frau – berührend. Nach Mitternacht gab es dann kein Halten mehr. Vor der Bühne wurde getanzt, als wäre Bulgarien gerade Weltmeister geworden.
Erscheinungsdatum: Samstag 15.07.2006
Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/
Ganz so war es für meinen Geschmack dann doch nicht. Talisman waren stellenweise sehr jazzig und haben sehr verkopfte Musik geboten. Sie sind zwar im zweiten Teil ihrer Performance ein wenig aufgetaut. Es war aber trotzdem anstrengend dem Konzert zu folgen.
Kal wiederum fand ich klasse. Ich hab überhaupt nix Melancholisches vermisst. Wegen mir hätte es ruhig sogar noch ein wenig Fetziger sein können. Kal kann ich Interessierten nur emfpehlen.
Den Herrn Papasov habe ich mir gespart, weil ich zu müde und von den vielen Mücken genervt war. Die bulgarischen Mädels hinter mir sind aber schon in der Umbaupause ausgetickt. Scheint also ein ganz Großer zu sein.
Und wirklich schade auch, dass die tolle Tribühne mit Blick auf die Donaubühne so spärlich besetzt war.
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I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.