Re: Power Pop

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mikko
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John M. Borack – Shake Some Action (The Ultimate Power Pop Guide, 200 S., broschiert, inkl. CD, Not Lame Publishing, 29,95 $, www.notlame.com)

„Quadratisch, praktisch, gut!“, möchte man spontan sagen zu diesem längst überfälligen Leitfaden in die Welt des Power Pop. Und tatsächlich ist dieses Buch konkurrenzlos gut, eben weil es konkurrenzlos ist. John Borack ist ein amerikanischer Musik Journalist (Goldmine, Amplifier u.a.) und ausgewiesener Kenner des Genres Power Pop. Das Buch besteht aus ein paar einleitenden, historischen und durchaus erhellenden Artikeln zum Thema Pop im Allgemeinen und Power Pop im Besonderen. Den größten Teil machen dann allerdings Listen aus. Da gibt es zunächst die 200 besten Power Pop Alben. Die Auswahl traf der Autor. Das ist soweit ok. Dass er sich auskennt und den nötigen Überblick hat, darf man voraussetzen. Schwierig wird’s allerdings bei seinen sozusagen außermusikalischen Kriterien. Nur ein Album pro Künstler? – So nachvollziehbar sein Postulat der möglichst großen Vielfalt ist, es gibt nun mal besonders wichtige und großartige Bands des Genres, die mehr als ein hörenswertes Album veröffentlicht haben. Auch dass Borack – in Ausnahmefällen schreibt er – Best Ofs und CD-Twofer berücksichtigt, macht die Sache leider recht zweifelhaft. Erstens lässt er so quasi durch die Hintertür doch mehr als ein Album pro Künstler zu. Und zweitens ist eine solche Vorgehensweise ahistorisch und stilistische Entwicklungen negierend. Zu jeder gelisteten Platte gibt es natürlich ein paar lexigrafische und historische Angaben. Und eine stilistische Einordnung und Kurzbeschreibung der Musik wird ebenfalls geliefert. Weitere Listen präsentieren die besten Power Pop Compilations und die besten Tribute CDs. Beides eher zweitrangige Kategorien, finde ich. Aber in Kreisen von Power Pop Fans leider sehr beliebt. Überhaupt ist in diesen Kreisen die CD das favorisierte Medium. Vinyl spielt nur noch ein untergeordnete Rolle. Und Neuerscheinungen auf Vinyl sind bedauerlicherweise die große Ausnahme. Es gibt dann „The Ultimate Power Pop Jukebox“, also die besten Tracks in einer Liste von 1-40. Und weil wohl 40 doch zu wenig erschienen, werden noch mal 100 Tracks nachgereicht, die auch „cool“ sind, wie der Autor bemerkt. Weiter werden „30 Great U.S. Indie Power Pop 45s“ gelistet sowie „10 Great Overlooked UK Power Pop 45s“. Schön, dass 7“45s überhaupt vorkommen, aber wie das geschieht, wirkt auf mich leider ein bisschen beliebig. Not Lame Boss Bruce Brodeen steuert dann noch „30 Landmark Vinyl Albums from Power Pop’s Golden Age“ bei. Auch sehr schön, kann man da nur etwas sarkastisch anmerken. Im nächsten Abschnitt des Buches werden Power Pop Labels und Publikationen vorgestellt. Schließlich gibt es zum Schluss noch Listen von mehr oder weniger bekannten Power Pop Musikern und Journalisten. Listen, die untereinander zum großen Teil nicht vergleichbar sind. Die meisten Listenschreiber reden von Songs, obwohl sie fast immer Tracks meinen. Die Formate gehen munter durcheinander oder werden gar nicht genannt, so dass nur eigene Recherche aufklärt, ob eine Single, ein Album oder ein bestimmter Track gemeint ist. Alles nicht schön, aber man nimmt es hin. Denn dieses Buch ist trotzdem lesenswert. Einfach deshalb, weil es so viele Informationen und kompetente Ansichten zum Thema Power Pop in derart gebündelter Form noch nicht gab. Die beiliegende CD Compilation wird den gemeinen Power Pop Fan sicher begeistern. Liefert sie doch 24 meist sehr hörenswerte Tracks, die hier zum Teil erstmals erscheinen, manche auch nur erstmals auf CD.

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