Re: Sun Ra

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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FriedrichAm Rande: Ich finde ja, dass der scheinbare Widerspruch zwischen „Showprogramm“, „Operettenklavier“ und „Doo Wop“ einerseits und dem „hip shit“ andererseits bei Sun Ra gar nicht existiert. Wenn jemand ein Showman war, dann Sun Ra.

diesen widerspruch hat ja niemand aufgemacht. ich glaube nur, dass viele ein bestimmtest bild von der (originalität der) musik sun ras haben, das eben nur für einen kleinen teil der sachen zutrifft: elektronische instrumente, percussion, kollektivgesang, free-einschübe (das meine ich mit „hip shit“, weil das das zeug ist, was immer über den jazz-kontext hinaus rezipiert wurde). die fletcher-henderson-seite des arkestras, auch und gerade mit standards verbunden, war aber immer auch präsent und kam in der spätphase tatsächlich wieder stärker zum vorschein. was ich jetzt aber in der chicago-zeit interessant finde, ist diese noch völlig prä-freejazz-hafte eleganz eines sehr geschlossen swingenden klangkörpers, die sehr speziellen klangfarben, mit denen ein material aufbereitet wird, das sich eben überhaupt nicht weit von dem entfernt, was ende der 1950er in den USA so als jazz im engeren sinne verstanden wurde.

und daneben gab es natürlich die verbundenheit mit der heterogenen show-szene chicagos, mit stripshows, wild men, doo-wop-gruppen und r&b. demgegenüber hat sich das arkestra nie naserümpfend abgesetzt, das wäre wohl auch finanziell nicht möglich gewesen. es wird ja auch deutlich, wie sehr ende der 1950er die großen jazz-orchester von der rezession betroffen waren, clubs schließen mussten, leute wie fletcher henderson nur noch ein schatten ihrer selbst waren…

sun ra selbst auf irgendeinen begriff zu bringen haben jetzt diverse leute versucht, bis hin zu solchen sachen. an diesem projekt kann und möchte ich mich nicht beteiligen…

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