Re: Jazz ab 1980

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vorgarten

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gypsy tail windden M-Base-Thread müsste vorgarten mal starten

ne, das mache ich nicht. „m-base“ ist mir eine zu große schublade, obwohl es schon einen interessanten gründungsimpuls gab (anfang der 80er funk & avantgardejazz zu verbinden und so aus der fusion-ecke rauszukommen) und viele tolle musiker dort zum ersten mal formulierten, was sie der jazzgeschichte noch hinzufügen könnten (geri allen, steve coleman, graham haynes, robin & kevin eubanks, cassandra wilson usw.). aber dann hat sich das ja schnell auseinanderentwickelt, entweder in individuelle personalstile oder ins adaptieren der nächsten mode, während coleman von anfang an eher als singuläres phänomen zu betrachten ist, wie ich finde.

aber es gab und gibt da keine feste definition – eher wird der begriff unscharf dazu verwendet, sich originelle beiträge einzelner musiker vom hals zu halten oder nicht genau hinzuhören.

gypsy tail wind
Steve Lehman Octet – Travail, Transformation, and Flow (Pi Recordings)

mit dem album hatte ich große schwierigkeiten, müsste ich nochmal genauer hören. ich mag aber DEMIAN AS POSTHUMAN sehr gerne (s. bft).

gypsy tail windSteve Lehman ist es mit der Musik zweifellos ernst, aber irgendwie lässt mich diese Scheibe (bisher die einzige, die ich kenne, und war auch bloss ein Zufallsfund vor ein paar Monaten) eigenartig kalt – oder eher kühl. Die Musik changiert zwischen den klassischen Blue Note Sounds von Bobby Hutcherson und Andrew Hill, den Grooves und vertrackten Beats von Steve Coleman (daher M-Base) aber es gibt auch Momente, in denen ich an Henry Threadgill erinnert werde… in der Dankesliste fehlt der zwar ebenso wie Hutcherson, aber Andrew Hill und Jay Hoggard finden sich da, ebenso wie Altsax-Übervater Jackie McLean (der wohl auch für Steve Coleman recht wichtig war?), Anthony Braxton und George Lewis, sowie aus der jüngeren Generation u.a. Rudresh Mahanthappa und Vijay Iyer (was wiederum keine Überraschung ist).

Kennt jemand mehr von Lehman? Mich faszinieren die Klänge, grad die Tuba (José d’Avila spielt auch seit einigen Jahren in den Gruppen von Henry Threadgill mit) gibt dem Ensemble einen erdigen Klang, das Zusammenspiel mit dem Bass von Drew Gress passt sehr gut und verstärkt den Effekt, dass die Musik Boden hat. Zudem steuert Mark Shim (ein komplett unterschätzter und leider nur selten anzutreffender Musiker) ein paar wunderbare Momente am Tenorsax bei – sein Spiel ist ebenfalls sehr geerdet, viel stärker als jenes von Lehman und Trompeter Jonathan Finlayson. Tim Albright spielt Posaune, fiel mir bisher aber v.a. als zusätzliche Stimme in den Ensembles auf, die oft ausgeklügelt sind und hinter den Soli weiterlaufen. Am Vibraphon ist Chris Dingman, ein mir gänzlich unbekannter Musiker, und die Beats kommen in gewohnt gekonnter Manier Tyshawn Sorey.

Ich höre die Scheibe jetzt schon zum zweiten Mal am Stück (sie ist mit 40 Minuten erfrischen kurz, das lob ich mir! Leider dauern heute ja sehr viele Alben zu lange!). Manches mag zu „clever“, zu „slick“ sein, aber nein, ich glaub die Scheibe beginnt mir langsam richtig gefallen!

albright (den finde ich äußerst talentiert), finlayson & sorey sind ja mitglieder der aktuellen steve-coleman-working-group FIVE ELEMENTS, ich mag die alle sehr. dass coleman sich mal auf jackie mclean berufen hätte, wäre mir neu (er nennt tatsächlich eher lee konitz als vorbild im eigenen instrumentenfach). was lehman angeht, bin ich immer noch sehr unentschieden. clever, slick, kühl… passt alles irgendwie. das ist auf jeden fall musik, die wirklich was will. aber ich finde – wenn man den vergleich wirklich mal ziehen will – dass steve colemans aktuelle sachen da eher von innen leben, wabern, organischer sind und auch rätselhafter in ihrer struktur und ihrem flow als lehmans musik, die eher wie von außen belebt wirkt.

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