Re: Scott Walker

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Irrlicht….„Scott 3“ ist für mich sogar das größte Werk der Tetralogie, da es in seiner Stimmung tatsächlich noch geschlossener ist als sein Nachfolger und die besten Kompositionen hier im Grunde nicht aus der Feder von Jacques Brel stammen (so wie etwa „Mathilde“, „My death“, „Next“, „Jackie“ oder „Amsterdam“). Die Einbindung von Streichern habe ich zudem vielleicht auf keinem anderen Werk in dieser Perfektion gehört – zumindest in einem Popmusik Kontext.

Momentan kommen „Scott“ sowie „Scott II“ genauer unter die Lupe.

Schon der Beginn seiner Solo Karriere eröffnet mit einem Paukenschlag: „Mathilde“. Für einige, wenige Sekunden dachte ich an ein beschwingtes Wiedersehen des Hauptcharakters mit seiner großen Liebe…doch schon das Ende der ersten Strophe verkündet:

Tonight I’m going back to fight
Wretched Mathilde’s in sight…

Mich gruselts….und dann der Aufbau des Songs, diese sich steigernde Hysterie oder besser gesagt der Wahnsinn beginnt von neuem:

…Mama, can you hear me yell
Your baby boy’s gone back to hell
Mathilde’s come back to me…

Da fehlen mir wirklich die Worte…die Interpretation, die Arrangements, natürlich nicht nur vom Eröffnungstrack, das ist schon unfassbar gut gemacht.

Wobei ich sagen muss, dass es auch besonders die ruhigen, oder sagen wir, etwas spärlicheren Arrangements sind, welche die Kunst Scott Walkers so richtig zum Funkeln bringen, auch wenn es ein angstvolles, desillusioniertes und kaltes Funkeln ist, wie z.B. in Montague Terrace (In Blue)

…The window sees trees cry from cold
And claw the moon

But we know don’t we
And we’ll dream won’t we
Of Montague Terrace in blue…

Moontear
….
Nachdem ich auch „Climate of Hunter“ und „Tilt“ schon länger kenne, habe ich mir vor ca. zwei Wochen endlich „The Drift“ beordert und es ist wirklich faszinierend, seinen musikalischen Weg nachzuvollziehen. „The Drift“ ist noch mehr als „Tilt“ eher ein Hörspiel, Anti-Songs, aber dennoch sehr einnehmend.

Auf sein Spätwerk freue ich mich natürlich besonders und bin auf alles gefasst (inkl. Verdauungsgeräusche ;-))…mal im Ernst, eigentlich habe ich Walker auf einer David Bowie Platte kennen gelernt und zwar mit „Nite Flights“ (auf „Black tie, White noise“). Dieser Song stach aus der gesamten Platte deutlich heraus, es wurde mein Lieblingssong daraus. Neugierig blickte ich ins Booklet und las als Autor lediglich Noel Scott Engel. Google gab es damals nicht und so blieb ich doch sehr ratlos zurück, wer sich dahinter verbergen möge….

Die Bowie Version gefällt mir übrigens bis heute.

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