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So, dann wollen wir mal. Meine Kommentare sind zumeist unmittelbar nach dem ersten oder zweiten Hören geschrieben. Geben also einen unmittelbaren ersten Eindruck wieder. Ein paar Tracks kannte ich allerdings eh schon. Ich werde diesen Sampler vermutlich nicht mehr viel öfter auflegen. Falls also jemand daran Interesse hat, PN mit Anschrift an mich. Es sei denn, klienicum, du möchtest ihn wiederhaben.
1.) ingo barz:
Wat soll ick sagen? Der Song ist nicht schlecht. Inhaltlich treffend und auch musikalisch angemessen umgesetzt. Trotzdem erreicht er mich nicht, weil er nichts mit mir zu tun hat. Und die Musik ist dann doch zu sehr zweckgebunden, um eine eigene Wirkung entfalten zu können. Die Mundharmonika gefällt mir ganz gut. Interessieren würde mich aber doch, ob diese Aufnahme von damals stammt oder erst nach der Wende entstand. Ich gehe davon aus, dass Barz den Titel in der DDR allenfalls bei konspirativen Treffen gespielt hat.
2.) steffen mensching & hans-eckardt wenzel:
Sehr hübsch diese kleine bewusst alt-folkloristische Nummer. Aber auch hier wieder mein Problem: der Text löst bei mir außer einem verständnisvollen Nicken kaum etwas aus. Allerdings muss ich gestehen, dass ich derartige Kleinkunst, auch wenn sie „made in BRD“ ist, schon seit über 30 Jahren nicht mehr höre.
3.) stefan diestelmann:
Das ist ok. So ok wie Blues auf deutsch überhaupt sein kann. Ich meine, Blues und deutsche Sprache, das ist ja eigentlich ein Widerspruch in sich. Ich will da jetzt keine Diskussion drüber anzetteln. Aber wenn man grundsätzlich akzeptiert, dass Blues auf deutsch geht, dann ist das hier einer der besten deutschsprachigen Blueser. Aus’m Westen kenne ich nur „Das Dritte Ohr“, das ähnlich „authentisch“ ist. Authentisch hier ganz bewusst in Anführungszeichen (s.o.).
4.) das duo pension volkmann
Erstaunlich. Dass dieser Text so öffentlich gesungen werden durfte und sogar auf Platte erschien, überrascht mich dann doch. Aber wahrscheinlich habe auch ich schon wieder vergessen, dass die DDR durchaus auch ganz schön widersprüchlich sein konnte. Der Song, also die Melodie, gefällt mir ganz gut. Auch wenn ich nicht unbedingt Lust verspüre, mir ne Platte von den Jungs anzuschaffen, das kann man hören, ohne wegzuhören.
5.) pension volkmann:
Hiermit kann ich leider nicht viel anfangen. Ich meine, der Text ist schon ok. Vom literarischen Standpunkt ist er vielleicht sogar richtig gut. Gedichte mochte ich aber schon in der Schule nicht. Der Song, die Melodie, das Arrangement erinnern mich zu sehr an durchschnittlichen Schmusepop. Wie gesagt, ich kann nichts anfangen damit.
6.) silly/gundermann & seilschaft:
Oh je. Tamara Danz hab’ ich noch nie leiden können. Die Frau war mir immer eher unsympathisch. Aber ich möchte nichts Schlechtes sagen über sie. Ich könnte auch eh nur Allgemeinplätze von mir geben, weil sie mir letztlich herzlich egal war. Zu dem Song hier und der Musik dazu kann ich auch nicht viel sagen. Geht mir wirklich vollkommen am Rücken vorbei. Ich weiß, dass viele Ossis da sehr drauf abfahren. Das kann ich genauso nachvollziehen, wie die Begeisterung anderer für sagen wir Peter Maffay oder Ina Deter oder wen auch immer. Mit mir hat es gar nichts zu tun.
7.) silly/gundermann & seilschaft:
Dieser Text ist schon gut. Das muss ich neidlos anerkennen. Allerdings fällt mir nicht eine Gelegenheit ein, bei der ich den Song hören würde, gerne hören würde.
8.) gerhard gundermann:
Der ist tatsächlich gar nicht schlecht. Der Song, meine ich. Ich hatte erst eine Coverversion befürchtet, aber Gundermann nimmt den Stones Song lediglich als entfernte Inspiration. Letztlich ist dieser Track zwar doch zu weit von meinen sonstigen Hörgewohnheiten und Vorlieben weg, aber wäre ich in der DDR sozialisiert, oder sagen wir unter Ausschluss englischsprachiger Pop- und Rockmusik, ich würde dieses Stück womöglich sogar lieben.
9.) gerhard gundermann:
Sogar noch besser ist dieser Track. Den könnte ich mir sogar auf einem Mixtape zwischen Springsteen und Dylan, zwischen Frumpy und den Pogues vorstellen. Der Grund dafür ist, dass der Text sich hier wunderbar in die Musik fügt und nicht irgendwie heraussticht. Hier stört es mich zum ersten Mal nicht, dass deutsch gesungen wird. Allerdings nach mehrmaligem Hören schwächt sich dieser Eindruck dann doch etwas ab, weil der Track letztlich etwas zu bollerig daherkommt.
10.) keimzeit:
Die erste Keimzeit LP hab’ ich mir damals sogar gekauft. Die fand ich mal ziemlich gut. Ich hab die LP inzwischen nicht mehr, weil ich sie seit Jahren nicht mehr gehört hatte und sich meine Begeisterung inzwischen auch gelegt hat. Aber wenn ich das jetzt wieder höre, dann weiß ich doch, warum ich es mochte. Diese unauffällig eingängige Melodie, dieser beiläufige Sprechgesang von Norbert Leisegang, der immer so’n bisschen an Rio Reiser erinnert, und der beiläufig mitteilsame Text. Wenn deutschsprachige Rockmusik, dann ungefähr so. Oder wie die Scherben knapp 20 Jahre früher.
11.) noch einer von keimzeit:
Für diese Aufnahme gilt im Grunde Ähnliches wie für den Track eben. Allerdings war die zweite Keimzeit LP schon nicht mehr so gut, wie die erste. „Singapur“ höre ich trotzdem hin und wieder mal gerne in passendem Kontext. Haben muss ich Keimzeit Aufnahmen deshalb nicht.
12.) michele baresi:
Ja, ich erinnere mich. Gute Liveband! Aber das ist hier so wie bei Soul und Blues. Auf deutsch klingt das für mich komisch. Irgendwie unpassend. Obwohl man sich in diesem Fall wohl daran gewöhnen könnte. Ich bin allerdings kein großer Freund von Ska und Reggae. Insofern wird’s auch nichts mehr mit Michele Baresi.
13.) barbara thalheim:
Das ist diese Art von deutschem Chanson, anspruchsvollem, liedhaftem Pop oder Rock, die es so in erster Linie in der DDR gab. Im Westen mag es Ähnliches sogar auch gegeben haben in den 70er Jahren, aber es spielte kaum eine Rolle, wurde zumindest von mir (und wohl auch von den meisten anderen Pop- und Rockhörern mit angloamerikanischen Vorlieben) nicht wahrgenommen. Und ich muss gestehen, dass ich auch jetzt im Nachhinein damit relativ wenig anfangen kann. Ich meine, ich verstehe schon, was sie singt, was sie sagt. Ich kann das auch intellektuell wertschätzen. Es ist mal wieder nicht mein Ding, mich auf diese Weise mit dem Thema des Songs auseinanderzusetzen.
14.) hans-eckardt wenzel:
Vorsichtig jetzt. Kein falsches Wort. Nachvollziehen kann ich, dass jemand sich mit diesem Lied identifiziert. Musikalisch durchaus angenehm. Der Text hat aber wieder gar nichts mit meinen Erfahrungen zu tun. Und so geht es mir ähnlich wie schon eben. Wertschätzung, ja. Emotionaler Zugang oder Freude über das Gehörte, eher nicht. Mir bleibt diese Mischung fremd.
15.) wenzel, die zweite:
Was ist das? Die Musik klingt französisch, traditionell französisch. Und sonst? – Ich weiß nicht so recht. Ich fürchte, ich muss schon wieder passen. Verständnis, ja. Berührung, nein.
16.) freygang:
Das ist nun die andere Seite des anspruchsvollen DDR Erbes. Ist mir musikalisch durchaus recht nah. Den Gesang mag ich allerdings nicht so richtig. Und der eher expressionistische bis surrealistische Text ist mir etwas zu aufdringlich. Würde ich mir wahrscheinlich auch nicht unbedingt kaufen, aber das hat was. Erinnert mich sogar an Steppenwolf.
17.) das auge gottes:
Ebenso das hier. Ich kann mich erinnern, dass ich „Du hast Jesus Christus an das Kreuz genagelt“ zu nervig fand damals. Aber dieser Track hier ist ziemlich gut. Sowohl musikalisch wie textlich. Ist auch weniger aufdringlich und trotzdem expressiv. Neben „Kintopp“ der beste Track hier nach meiner bescheidenen Einschätzung.
18.) engerling:
Im Prinzip gilt immer noch das, was ich weiter oben zu deutschsprachigem Blues geschrieben habe. Allerdings kann ich hier sehr gut nachvollziehen, dass man in der DDR so etwas eben auf deutsch machen musste. Nur so konnte es diese Unmittelbarkeit und Bedeutung für den dortigen Hörer bekommen.
19.) gerhard schöne:
Ich kannte bisher nur die Kinderplatten von Reinhard Lakomy, die übrigens auch meine Sprösslinge in der zweiten Hälfte der 80er neben finnischen Kinderliedern hörten und mitsangen. Dieses hier ist auch sehr hübsch.
klienicumeine kleine auswahl nur, auch derer, die mir wichtig waren. stellvertretend auch für: die anderen, die art, feeling b, herbst in peking, sandow, müllstation usw. für manches war kein platz, anderes liegt nur auf lp vor und konnte nicht überspielt werden. der grundsätzliche tenor lag vielleicht auch auf den eher leisen tönen. aus heutiger sicht ist manches lied nur noch ein lied, früher war es mehr.
Die Art, Feeling B, Sandow, Die Skeptiker u.a. habe ich kurz vor und unmittelbar nach der Wende auch oft und gern gehört. Die erste independent Single der DDR, die „Bakschischrepublik“ von Herbst in Peking, hab’ ich sogar mit angeschoben als Berater und Kontaktmann zu westlichen Medien bis hin zu John Peel. Heute ist das meiste davon für mich eher Geschichte.
Die Sachen aus den frühen 70ern (Puhdys, Renft, Panta Rhei, Joco Dev, Elektra u.a.), die ich durch DDR Rundfunksender damals kennen lernte, höre ich zum Teil noch heute ganz gerne. Und als Erforscher und Fan der Musik der Sixties freue ich mich nach wie vor über jede Aufnahme aus Rundfunk- und Fernseharchiven der DDR, die ich noch entdecken kann. Auch wenn da selten wirklich richtig gute Sachen dabei sind.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!