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Ich hätte spontan gesagt, dass ich von Ostdeutscher Musik nur Nina Hagens Farbfilm und die sieben Brücken kenne. Dann sind mir die Skeptiker und Feeling B eingefallen und irgendwo fliegt auch noch eine Silly Platte rum. Ich war 1988 in Leipzig und kann mich an den Braunkohlegeruch erinnern und an den Kaufrausch, da wir den Zwangsumtausch ja loswerden mussten.. Aber zu der CD: Ziemlich anders als das, was ich sonst so höre (auch als die Skeptiker..), aber spannend.
1.) ingo barz
Einfaches Arrangement. 3 Akkorde und ziemlich viele, einfache Strophen. Erinnerungen an alte Jugendzentrumszeiten und Protestsongs. Irgendwie ist das Stück aber wegen der Schrulligkeit des Gesangs und des Drucks in Ordnung. Das erste Stück mit Mundhamonika-Solo, das aber schon mal besser als bei einem Bob Dylan..
2.) steffen mensching & hans-eckardt wenzel
Jetzt wird es ganz klassischer Liedermacherkram. Klingt von der Sprache etwas künstlich alt, was allerdings den Kontrast zwischen der Naturverbundenheit der (romantischen) Volkslieder und des sich überhaupt nicht Wohlfühlens dieses Lieds ganz gut rüber bringt. Die Metapher „wie eine Zange in seine Arme nehmen“ ist schön. Schönes, bitteres Stück! Das zweite Stück mit Mundharmonika.
3.) stefan diestelmann
Ein Bluesrocker! Und, wie in „westlichen“ Bands auch, ist der Blues in hier eine sehr ordentliche Sache. Klingt wie von vorne bis hinten durchgeplant. (Auch wenn die Soli natürlich improvisiert sind, wie sich das gehört.) Immer schön jede Zeile zweimal wiederholen. Niedlicher Text, alles ganz schön naiv aber lustig.
4.) das duo pension volkmann
Die ‚Satt zu essen‘ – Zeile hätte ich nicht jedes mal wiederholt.. Als Hintergrundmusik ganz OK, aber etwas sehr moralisch. (Wobei: Sie singen von (DDR-)Ämtern, die sich um deine Sorgen kümmern? :krank: )
5.) pension volkmann
Das Intro ist schön. Ansonsten nett aber ich bekomm den Song nicht zu greifen, er plätschert etwas vorbei. Spätestens ab dem Schlagzeugeinsatz wird es aber sehr kitschig, das hätte man meiner Meinung nach rauslassen sollen.
6.) silly/gundermann & seilschaft
Von Silly kenne ich, wie gesagt, die Platte ‚Februar‘. Mag aber ihre Stimme nicht. Das Stück selbst ist so ein klassisches 80er Deutschrock-Liedermacher-Stück. (Natürlich aus den 90ern..) Hatte Mitte der 80er mal eine Klaus Lage Phase, ist aber nicht viel von übrig geblieben. Nicht mein Ding.
7.) silly/gundermann & seilschaft
Siehe 6. Ziemlicher Betroffenheitstext, au weia!
8.) gerhard gundermann
Jetzt der Gundermann alleine. Ziemlich hölzernder Groove. Mit dem Arrangement komm ich etwas besser klar, auch wenn es immer noch ganz klar in den 80ern bleibt. Witziges Robby Tobby und das Fliwatüt Keyboard.
9.) gerhard gundermann
Folkrock, auch ein komischer Sound. Dann doch Stadionrock, nicht gerade meine Lieblingsmusikrichtung. Die Akkordfolge ist ‚Save Tonight‘ von Eagle Eye Cherry. Nachdem ich das raushatte, konnte ich es nicht mehr hören, ohne ‚Save tonight, and fight the break of dawn..‘ in den Ohren..
10.) keimzeit
Hilfe! Klingt wie Purple Schulz. Geht gar nicht, sorry!
11.) noch einer von keimzeit
Nur Klavier ist schon mal viel besser. Ich weiß nicht, ob ich der Geschichte folgen kann, geht es ein wenig um das ‚in den Westen Rübermachen‘, obwohl ja nach der Wende? Aber ein nettes Stück.
12.) michele baresi
Schöne Gitarre, endlich groovt es mal! Schönes Stück, schöne Bläser, klasse Spannungsbogen, der Text geht etwas an mir vorbei, so eine Outsider-Geschichte, aber nicht so schlimm. Bisheriger Höhepunkt!
13.) barbara thalheim
Wäre mit egal welchem anderer instrumenalen Begleitung schöner gewesen. Der Song ist etwas Theatermusik oder Chanson mäßig, eigentlich nicht so uninteressant, wenn auch etwas seltsam. Aber, wie gesagt, der Ich-kann-alle-Instrumente-selber-spielen-Synthie geht nicht.
14.) hans-eckardt wenzel
Hier klingt die Begleitung fast wie bei einem Computerspiel! Ansonsten scheint der Kerl sehr frustriert zu sein. Titel 2 und 15 gefallen mir besser. Habe anscheindend ein Talent dafür, gerade vor den Lieblingsstücken ratlos zu zu sein. Ich hoffe, das ist nicht schlimm!
15.) wenzel, die zweite
Französisches Akkordeon, Chanson, und keine Synthies. Schon bin ich wieder ausgesöhnt. Auch wenn der Tango im Refrain doch sehr klassisch ist
16.) freygang
Und ein Hardrock-Intro. Aber sehr schön kranker Crossover. Pustet die Ohren gut durch, ist hier in deiner CD perfekt platziert. Gefällt mir! Der Gesang erinnert mich komischerweise an Rio Reiser.
17.) das auge gottes
Und es geht so weiter. Schön. Solide. Kontrollierter als das Stück davor.
18.) engerling
Und da ist wieder der Blues, OK, ein Boogie. Mit Mundharmonika und anständiger Einleitung, in der schön erklärt wird, worum es denn geht. Der Gesang ist so unekstatisch, auch in den lauten Phasen. Skurrill!
19.) gerhard schöne
Kinderlied zum Mitmachen. Sollte ich mich ja eigentlich mehr mit beschäftigen. (Meine Tochter ist 2) Die Kinder scheinen ja Spaß daran zu haben. Irgendwie Gebrauchsmusik, oder?
War, wie gesagt, vieles dabei, das ich sonst nicht so höre, aber hier war es OK. Habe mich dabei ertappt, in den Texten nach systemkritischen Anspielungen zu suchen, konnte ich nicht vermeiden. Dafür ist es mal ganz schön, verstärkt auf Texte zu achten, mach ich sonst auch nicht so. Viele Stücke wirken so, als wenn sie aus dem Kontext gerissen etwas verlieren. Auch diese CD hat Spaß gemacht. Klasse TZ!
Und die CD geht heute nachmittag weiter auf die Reise. Lass dich nicht unter Druck setzen, Thomas!
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