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Auch Jerry Harrison geht mit CASUAL GODS auf Tour, ebenso Chris und Tinas mit dem TOM TOM CLUB. Sie treten sogar einmal als SHRUNKEN HEADS gemeinsam auf, ein Name der zumindest ziemlich lustig und zutreffend ist.
Im Herbst 1991 soll eine BEST OF der Talking Heads veröffentlicht werden, ein Vorhaben, gegen das sich David Byrne zunächst wieder mal sträubt, aber dann doch einwilligt. Um die Doppel-CD SAND IN THE VASELINE (toller Titel!) etwas attraktiver zu machen, sind darauf 4 bislang nicht auf LP erhältliche Stücke aus prä-77-Zeiten enthalten. Außerdem bastelt man aus späteren, übrig gebliebenen Instrumental-Tracks drei neue Stücke zusammen: GANGSTER OF LOVE, POPSICLE und LIFETIME PILING UP. Zusammen mit zwei der ganz frühen Stücke sind das die einzigen (offiziellen) Aufnahmen der TH, die ich nicht kenne. Keine Ahnung, ob sie hörenswert sind.
Im Dezember gibt David Byrne der LOS ANGELES TIMES ein Interview, in dem er die TH für aufgelöst erklärt.
Nach der amtlichen Auflösung der Talking Heads werden eine Reihe von Animositäten unter den Bandmitgliedern an die Oberfläche geschwemmt. Insbesondere Tina Weymouth kritisiert öffentlich David Byrne als einen Egomanen, der die anderen Mitglieder der TH nur für seinen eigenen Erfolg ausgenutzt hat. Eine traurigen – und eigentlich absurden – Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen bildet das Album NO TALKING, JUST HEADS, das Tina, Chris und Jerry 1996 nicht mit David, sondern mit einer Reihe verschiedener Gastsänger aufnehmen. Die Anspielung auf die TH findet sich nicht nur im Titel der Platte sondern auch in der Grafik des Covers, das sehr an TRUE STORIES erinnert. Die Platte ist ein Flop. Ich kenne sie nicht. David Byrne verklagt seine drei ehemaligen Bandkollegen wegen der Nutzung des Namens TALKING HEADS, oder zumindest der Nutzung von etwas, das offensichtlich absichtlich darauf anspielt. Man einigt sich zwar außergerichtlich, aber das Verhältnis untereinander ist damit wohl dauerhaft ruiniert.
2002 treten die TH ein letztes mal gemeinsam bei ihrer Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall Of Fame auf. Anthony Kiedis, der Sänger der Red Hot Chili Peppers, hält die Laudatio. (Eine Veranstaltung, von der ich vermute, dass sie auch gut im Film TRUE STORIES ihren Platz gefunden hätte. ;-)) Danach haben sie wohl nur noch sporadisch Kontakt zueinander.
Das war’s.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)