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Bevor es weiter geht, sollten noch ein paar Dinge nachgetragen werden: David Byrne plante TRUE STORIES durch noch zwei weitere Alben zu ergänzen. Nach TS ist das als zweites der Soundtrack zum Film, der die Filmmusik von TS enthält, mit Ausnahme der Songs. Die Platte heißt SOUNDS FROM TRUE STORIES und wurde ebenfalls im Jahr 1986 veröffentlicht. Sie ist nie auf CD erschienen, man kann sie aber mit etwas Glück gebraucht als Vinyl kaufen. Drittens wollte DB ein Album mit den Songs aus TS veröffentlichen, aber die im Film zu hörenden Versionen – also von den jeweiligen Schauspielern gesungen. Diese Platte wurde niemals verwirklicht. Lediglich zwei Stücke – PAPA LEGBA gesungen von Pops Staples und RADIOHEAD gesungen von Tito Larriva – tauchten auf der 2006er Re-Issue von TS auf.
Nach TRUE STORIES beschäftigen sich die Mitglieder der TH mit jeweils eigenen Projekten. DB trägt neben Ryuichi Sakamoto einige Stücke zum Soundtrack des Bertolucci-Films THE LAST EMPEROR bei und heimst dafür einen OSCAR ein. Chris Weymouth und Chris Frantz veröffentlichen die mittlerweile dritte LP des Tom Tom Club BOOM BOOM CHI BOOM BOOM und Jerry Harrison veröffentlicht sein zweites Soloalbum CASUAL GODS.
Auftritte der TH gibt es weiterhin nicht, zum einen weil DB der Meinung ist, dass es kein zwingendes Konzept für eine Live-Show gibt, mit der STOP MAKING SENSE übertroffen werden könnte, zum anderen, weil er – anders als in den Jahren zuvor – keinen Drang verspürt, sich auf der Bühne zu präsentieren. Früher hätte er das gebraucht um seine pathologische Schüchternheit zu exorzieren, aber jetzt hätte er das überwunden.
Erst im Frühling 1987 kommen die TH überein die Aufnahmen für ein weiteres Albums zu beginnen. Fertig geschriebene Songs gibt es jedoch nicht. Vielmehr werden in einem New Yorker Studio etwa 40 Grooves improvisiert und aufgenommen. Man wählt von diesen etwa ein Dutzend aus und beschließt daraus veröffentlichungsfähige Stücke zu entwickeln.
Als Ort für die Aufnahmen des neuen Albums wird Paris gewählt. Das hat wohl zwei Gründe: Zum einen wollen die TH ihrer Musik ein afrikanisches Flair verleihen und Paris ist ein Sammelbecken zahlreicher Musiker aus den ehemaligen afrikanischen Kolonien Frankreichs und damit ein Zentrum afrikanischer Popmusik. Zum anderen wollen die TH alte Routinen vermeiden – zu denen auch bandinterne Ego-Probleme und andere gruppendynamische Fehden gehören. Der Ortswechsel soll für etwas frischen Wind sorgen.
Jürgen
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)