Re: Talking Heads

#497219  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

mistershearsIch hatte keine Ahnung, dass DB so ein Autokrat war. Fast kommt es einem vor, als wollte er seine Band loswerden!

Ironischerweise erscheint er selbst in der alphabetischen Reihenfolge an erster Stelle, gefolgt von Brian Eno… und dann kommt erst der lästige „Rest“ :lol:

Nun ja, man kann es so oder auch anders bezeichnen. In jedem Fall war David Byrne derjenige, der den größten kreativen Input leistete. Hinzu kommt dann aber auch noch sein enges Verhältnis zu Brian Eno, der – als Nicht-Bandmitglied! – erheblichen Einfluss auf DB und damit die TH hatte, was umgekehrt den Gestaltungsspielraum der anderen Bandmitglieder reduzierte. Sowas lässt es natürlich in der Gruppendynamik kräftig knirschen und krachen.

Man muss sich aber auch darüber klar sein, dass DB der einzige der TH war, der diese Führungsrolle übernehmen wollte und konnte. Einerseits brauchte er die Band, die ihn trägt, andererseits braucht die Band auch ihn als Kopf. Ein wackeliges symbiotisches Verhältnis, das ins Wanken gerät, wenn sich die Kräfteverhältnisse verschieben. Ich greife wieder etwas vorweg: Man schaue sich mal den Konzertfilm STOP MAKING SENSE an. DB ist der charismatische Performer, der die ganze Zeit im Rampenlicht steht, während alle anderen Beteiligten eigentlich nur als Statisten fungieren.

Das mit dem Hickhack um die Songcredits ist übrigens so gut wie amtlich: Ich habe noch eine alte Vinyl-Pressung von RIL. Auf dem Label taucht bloß zwei mal JH als Co-Autor auf, ansonsten ausschließlich DB + BE. Auf der letzten CD-Reissue sind dann alle Bandmitglieder gleichermaßen genannt. Und dabei geht es ja nicht nur um Eitelkeiten sondern auch knallhart um Geld!

F.

--

„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)