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Go1“The Good Thing“ interpretiere ich aber anders als Du:
Ehrlich gesagt halte ich diese Vergleiche für ein bißchen abwegig. Ich höre da Affirmationen und kalifornischen Psychobabble. Für mich hat das was von Manager-Training (die Art von Training, bei der die Führungskräfte schon mal über glühende Kohlen laufen): „As we economise, efficiency is multiplied, / To the extent I am determined the result is the good thing“. Man trainiert Entschlossenheit, Selbstvertrauen, Überwindung von Furcht usw. Ich interpretiere den Song demnach als Satire – und ich denke, er ist heute eher noch aktueller als 1978 (als der Psychoboom noch am Anfang stand).
Hallo,
ich finde das ist eine andere, sehr interessante Interpretation. Der Reiz vieler TH-Songs besteht ja auch darin, dass sie ein Szenario präsentieren, die Beurteilung aber dem Hörer überlassen. Man kann ja nie wissen, ob dass, was DB da singt, auch wirklich ein persönliches Bekenntnis ist. Das entspricht zwar meist der Erwartungshaltung des Publikums, aber DB dreht den Spieß um. Außerdem bleiben die Texte offen und unscharf genug, dass sich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten anbieten, je nach der Perspektive des Hörers. Ich finde es umso reizvoller, wenn der Text den einen an einen Sektenprediger, den anderen an Maoistische Propaganda und den nächsten an Business-Coaching denken lässt. Vielleicht ist das alles gar nicht so weit von einander entfernt. Die Rethorik scheint ja eine ähnliche zu sein …
Go1“Den letzten Satz halte ich dann doch für überzogen. Songs aus wechselnden Perspektiven zu schreiben (über Themen, die in Popsongs sonst kaum vorkommen) war einfach Davids künstlerische Strategie – kein Ausdruck „fehlender Identität“.
Ich habe das natürlich etwas provokant zugespitzt. Ich werfe DB keineswegs fehlende Identität vor. Aber er macht ja – ganz wie du sagst – eine künstlerische Strategie daraus, mit wechselnden Identitäten zu spielen. Die Persönlichkeit dahinter bleibt uns verborgen.
FOUND A JOB ist natürlich auch ein gutes Beispiel für den Flirt der TH mit dem Groove!
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)