Re: Talking Heads

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music-proffesor

Registriert seit: 13.09.2005

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Im Gegensatz zum englischen Punk waren die Talking Heads anders:
Leicht funky Rhythmen, manchmal etwas mit karibischen Untertönen, aber alles in einem spröden, unterproduzierten Rock-Kontext.
Gut fand ich dass sie auf den damals üblichen Bombast völlig verzichteten.
„77“ legte wohl einen der Grundsteine für das spätere Aufkommen der NewWave.
Die kopflastige Stimme David Byrne’s sorgte für ein eher intellektuelles Erscheinungsbild. Gut find ich vor allem die spitzen Funk-Gitarren.

Die beste Platte ist sicherlich „Remain in light“, jedenfalls nach meiner Meinung.
Auf diesem Album sind die Talking Heads von ihrem anfänglichen NewWave-Sound schon ziemlich weit entfernt.
Stattdessen spielen sie einen Weiß-Funk, den man so vorher noch nicht gehört hat: Alles wirkt abgeklärt und intellektuell, aber groovy. Kurze, punktierte Keyboard-Einsätze, schwarze miteinander verwobene Vocal-Linien, funky Gitarren, ein sparsamer Bass, alles paßt wunderbar zusammen.

Man merkt den Nachfolge-Alben zum Geniestreich „Remain In Light“ an, daß die Talking Heads nun ihrer Form buchstäblich hinterherlaufen.
Die Sachen sind immer noch auf diese nervöse Art intellektuell-funky, sie sind immer noch dieser verkopfter NewWave-Funk wie zuvor, und dennoch, man ist enttäuscht, obwohl die Musik nicht wirklich schlecht ist.
Eher „More Songs About Buildings & Food“ und „Fear Of Music“ als „Remain In Light“, gekoppelt mit der Erkenntnis, daß entweder dieser Sound oder die Talking Heads selbst in die sichere Zone Mainstream gleiten. Brian Eno ist nicht mehr beteiligt -vielleicht war das der Fehler.
Dennoch immer noch gut, aber leider nicht mehr so überragend.

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