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Kareyce Fotso – Kwegne (2010)
Wenn man Kareyce Fotso zum ersten mal singen hört, fällt es schwer zu glauben, dass das die Stimme der auf dem Cover abgebildeten jungen Frau sein soll. Hinzu kommt, dass das Album sehr sparsam arrangiert wurde und oft nur Gitarre und Gesang zu hören sind. Ein Werk voller Lebenserfahurng, die man einem noch jungen Menschen eigentlich gar nicht zutrauen möchte. Aber warum eigentlich nicht? Die Biographie verrät, dass sie in iher Heimat Kamerun zunächst Biochemie studuerte, was sie heute jedoch als die schlimmste Zeit ihres Lebens bezeichnet. Im Grunde wollte sie immer Sängerin werden, was jedoch zunächst von ihrem Vater verhindert wurde, da er nicht wollte, dass seine Kinder wie er selbst Künstler werden. Einer ihrer Brüder konnte die Eltern schließlich davon überzeugen, sie ihren Traum als Sängerin verwirklichen zu lassen. So sang sie schon im Chor ihrer Landsmännin Sally Nyolo und landete schließlich in der Kabarett Szene der Hauptstadt Yaounde. 2009 gewann sie schließlich den 2. Platz beim „Jeux de la Francophonie“ Wettbewerb in Beirut.
Von ihrer Kabarettzeit ist auf ihrem Album nicht viel übriggeblieben. So schimptft sie im Stück Pac-ler franþaise über eine Frau, die ihr den Mann ausspannen möchte mit den Worten „Wer glaubt sie denn zu sein? Sie spricht ja noch nicht einmal englisch.“. Ansonsten sind die Themen der spartanisch eingespielten Lieder meist ernster Natur. So handelt das tarurige Mayole von der sinnlosen Abholzung des Regenwaldes, vorgetragen mit klagender Stimme lediglich begleitet von ihrer Akustikgitarre. In Lomdieu wettert sie gegen die immer noch verbreitete Tradition der Zwangsehe und im Stück Kuichoueu täumt sie von einer friedlicheren Welt, ein Kindheitstraum. Was all diese Lieder auszeichnet, ist die rohe und bisweilen unbehauene Herangehensweise. Mit ihrer bisweilen rauhen Stimme und ihrem ungewöhnlichen Gitarrenspiel driftet sie zu keiner Zeit in seichte Weltmusikgefilde ab sondern wirkt viel mehr wie eine Bluesmusikerin, die durch die Lande zieht, hier eben mit kamerunischem Flair. Und das Stück Goun, eine Ode an die Heimat, ist dann auch eine Art Blues, eben in ihrer ganz eigenen Art. Das Stück Sea Chant kommt dann ganz ohne Gitarre aus. Meeresrauschen, ein paar Percussion und der druckvolle Gesang Kareyce Fotsos sorgen hier für eine ganz eigene Atmosphäre.
Kwegne ist das internationale Debüt dieser wunderbaren Singer/Songwriterin (das Album Mulato ist nur in Kamerun erschienen) und sicher eine der Entdeckungen des Jahres. Ganz große Empfehlung!
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?