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Victor Démé – Deli (2010)
Für das erste Album hat man sein ganzes Leben Zeit, beim zweiten Album kann es dafür nicht schnell genug gehen. Zumindest hat es 30 Jahre gedauert, bis Victor Démé sein ersten Album veröffentlichte und nur knapp 2 Jahre später erschien nun sein zweites Album. Und das, so viel sei schon verraten, schließt nahtlos an das großartige Debüt an. In der langen Karriere als Musiker scheint sich also genügend hochkarätiges Material angesammelt zu haben, das für ein paar weitere Alben noch reichen dürfte.
Im Frühjahr 2008 kam Démé erstmals nach Europa, um bei Konzerten sein Debütalbum, dessen Produktion ca. 2000€ gekostet hat, vorzustellen. Ein bescheidener Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und so wurde das Album vom britischen Songlines Magazin zu einem der Alben des Jahres nominiert und später von Radio France International (RFI) zum Album des Jahres gewählt. Vom Verdienst ließ sich Démé auf sein Anwesen in Burkina Faso fließend Wasser und Strom legen, von dem auch die Nachbarschaft profiert. Darüber hinaus holte er seine Töchter aus Côte D’Ivoire zurück nach Burkina Faso.
Wie schon das Debüt überzeugt auch Deli durch seinen schier unglaublichen Melodienreichtum wobei die Songs zum Teil noch melancholischer geraten sind. Ansonsten hat sich nicht viel geändert, schon alleine deshalb, weil Victor Démé selbst nicht allzu viel ändern wollte. Er hatte zwar während seines Aufenthalts in Europa auch moderne Studios in Paris und London kennengelernt, was ihn aber jedoch wenig beeindruckte. Am liebsten schreibt er seine Songs auf seinem Anwesen um sie dann in Ouagadougou in den Ouagajungle Studios mit Musikern aus der dortigen Szene aufzunehmen. Neben seiner großartigen Stimme verfügt Démé, wie bereits erwähnt, über ein außerordentliches Gespür für gleichermaßen eindringliche wie eingängige Melodien, die sich stilistisch irgendwo zwischen Blues und Manding Folk bewegen. Einige neue Nuancen bietet das Album aber dennoch, so bewegt sich das Stück Maa Gâafora deutlich in Richtung Country, was auch seine Vorliebe für amerikanische Westernfilme unterstreicht. Bei Méka Déen sorgt der Einsatz eines Akkordeons für seltsam anmutende Walzerklänge und eine Violine macht Teban Siyala noch einen Tick trauriger. Die perfekte Synthese aus Manding Folk und Afrobeat bietet schließlich das Stück Wolo Baya Guéléma, dessen Saxophon Parts von keinem geringeren als Femi Kuti eingespielt wurden. Am Ende steht dann noch das traditionelle, auf Balafon und Ngoni basierende Tan Ni Kéléen.
Deli ist ein äußerst kurzweiliges Vergnügen und als Album sogar noch ein kleines Bisschen besser als das Debüt, was man so kaum erwarten konnte.
Diskographie
2008 s/t
2010 Deli
Internet
MySpace
Chapa Blues Records
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?