Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Mebusas – Vol. 1 Blood Brothers (1973)
SJOB Movement – A Move In The Right Direction (1974)

Es ist schon erstaunlich, dass aktuelle Muisk aus Nigeria kaum den Sprung über die Landesgrenzen schafft, wenn man mal vom Kuti Umfeld absieht. Bei der Musik der späten 60er und 70er sieht es dagegen völlig anders aus: Strut und Soundway haben mit ihren Nigeria Samplern fast schon so etwas wie eine Welle ausgelöst. Plötzlich werden alte und längst verschollen geglaubte Alben neu aufgelegt und nicht wenige sind wohl in Lagos und Umgebung unterwegs, um solche musikalischen Schätze zu bergen. So auch das Academy Label, das im letzten Jahr schon die Alben der Mebusas, SJOB Movement und Ofege als Vinyl wiederveröffentlicht hat. Nun sind diese Alben auch auf CD erschienen (Ofege folgt).

Auch wenn es Vol. 1 im Titel trägt sollte das Album Blood Brothers doch das einzige Album dieser mir bislang völlig unbekannten Band sein. Keiner der Songs hat den Weg auf eine der zahlreichen Nigeria Compilations gefunden, wobei das kongeniale Doppel Son of Mr Bulldog/Mr Bulldog in Nigeria durchaus ein Hit gewesen ist. Schwere Funkgrooves, die entfernt an James Browns Sex Machine erinnern, heben diese Stücke in die 1. Funkliga und zeigen aber bei weitem nicht das gesamte Spektrum dieser Band. So ist das Titelstück eine etwas holprige Soulballade, die aber ihren Charme eben gerade von dieser Holprigkeit bezieht, die noch durch ein schrammeliges Gitarrensolo vertärkt wird. Überhaupt erklingen die Gitarren hier bisweilen zielmlich schräg. In Return/Pada setzt die Band dagegen auf einen mehr psychedelischen Einschlag und Grooving Out On Life basiert auf einem Reggae Rhythmus. Unterm Strich ein sehr kurzweiliges und großartiges Album, das es umso bedauerlicher macht, dass keine weiteren Alben folgen sollten.

SJOB Movement sind im Vergleich zu den Mebusas stilistisch einfacher einzuordnen. Ihren Discofunk kennt man schon von Soundways Nigeria Disco Funk Special aus dem jahr 2008, jedoch stammt das auf diesem Sampler vertretene Stück Love Affair vom 2. Album der Band. A Move In The Right Direction ist das Debütalbum und überzeugt mit durchweg lockeren Funkrhythmen, was vor allem beim knapp 10 Minuten langen Omo Oloro Ito Nje Eyin Awoi zur Geltung kommt. Was auffällt, ist vor allem der Einsatz eines scheinbar außer Kontrolle geratenen Moog Synthesizers, der dem Ganzen hier und da eine gewisse Schräglage verpasst, der aber natürlich ein unverzichtbares Element dieses durchweg tollen Albums ist.

Bleibt zu hoffen, dass noch viele dieser verloren geglaubten Schätze geborgen werden. Allein die Nigeria Specials dürften dabei genügend Anregungen geben.

Internet

MySpace (Academy)

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?