Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Die musikalische Länderkunde › Afrika › Re: Afrika
Tamikrest – Adagh (2010)
Anfang 2008 traf die Band Dirtmusic in der Wüste Malis beim Festival Au Desert ertsmals auf Tamikrest. Bei gemeinsamen Jamsessions stellten beide Bands fest, dass sie perfekt zueinender passten und dass diese Arbeit fortgesetzt werden muss. 2009 landeten Dirtmusic erneut in Mali, dieses mal in Bamako, um dort ein Album einzuspielen, an dem auch Tamikrest beteiligt waren. Deren Debütalbum Adagh wurde im Juli 2009 ebenfalls in Bamako in nur 6 Tagen aufgenommen und von Chris Eckman produziert.
Tamikrest setzen sich wie auch Tinariwen für die Gleichberechtigung der Tuareg-Minderheit in Mali ein, doch im Unterschied zu vielen anderen Tuaregbands haben die Musiker von Tamikrest nie mit Waffen gekämpft, bzw. die Waffe war immer die Musik. Musikalisch liegt der Vergleich zu Tinariwen natürlich nahe und Ähnlichkeiten sind auch sicher nicht von der Hand zu weisen. Allerdings setzen Tamikrest ausschließlich auf E-Gitarren. Auch die Songs sind insgeamt kompakter, eingängiger, weniger blueslastig dafür mehr mit „rollenden“ Rhythmen, oft mehr so eine Art „Desert Rhythm And Blues“. Dazu gibt es flirrende Gitarreneffekte, welche die gleißende Wüstensonne perfekt imitieren. Der Gesang dagegen ist typischer Tuareg Call & Response, hier und da mit Wüstenjodlern versehen. Die Texte handeln nicht ausschließlich von Unterdrückung, es finden sich auch poetische Liebeslieder wie Aîcha, bei dem sogar ein Schlagzeug zum Einsatz kommt und für einen schweren Groove sorgt, was bei dieser Art der Musik nicht so oft vorkommt. Tamiditine dagegen handelt von Verrat und hat mit seiner unverschämt eingängigen Meldoie fast schon poppige Ansätze, wären da nicht diese rauen E-Gitarren, die aber immer songdienlich agieren und nie ins Düdelhafte abgleiten. Auch nicht beim ruhigen Aratane N’Adagh, bei dem Chris Eckman die Orgel beisteuert. Auch Hugo Race ist beteiligt und beim abschließenden Toumastin an der Slidegitarre zu hören.
Und so ist Adagh ein phantastisches Debüt geworden, das auch ungeübte Hörer nicht abschrecken sollte. Als Einstieg in die Musikwelt der Sahara ist es jedenfalls bestens geeignet aber auch für Kenner gibt es sicher noch das ein oder andere zu entdecken.
Internet
--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?