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The Fela Originals #3: Shakara / Fela’s London Scene
Nach welchen Kriterien die Alben in dieser Serie kombiniert wurden habe ich bislang nicht herausgefunden. Chronologische können es nicht gewesen sein, denn immerhin liegen zwischen diesen beiden Alben gut 2 Jahre. Leider wurden auch die Veröffentlichungsjahre falsch angegeben, so stammt Fela’s London Scene aus dem Jahr 1970 (statt wie angegeben 1972) und war nach Fela Fela Fela das zweite Africa 70 Album. Shakara dagegen stammt aus dem Jahr 1972 und nicht wie angegeben 1971. Desweiteren gilt natürlich noch zu bemängeln, dass man sich bei Shakara vermutlich nicht an die Originalreihenfolge gehalten sondern die beiden Stücke vertauscht hat. Und schließlich wird als Komponist Fela Anikulapo Kuti angegeben, was auch falsch ist, denn von Ransome in Anikulapo (der den Tod nicht fürchtet) hat er sich erst Jahre später umbenannt.
Fela’s London Scene erreicht zwar noch nicht ganz die Klasse der späteren Alben, zeigt aber schon deutlich, wohin die musikalische Entwicklung gehen wird. Die Stücke werden weniger, dafür aber länger. Höhepunkt ist das 13 Minuten lange Egbe Mi O, das später auch auf dem Album Live with Ginger Baker erschienen ist. Eine verkürzte Version erschien auch als Single in Ghana und UK. Die Texte, die Fela hier meist noch in seiner Muttersprache Yoruba singt, handeln vn Themen, die bis heute aktuell sind. So ist Buy Africa ein Aufforderung an seine Landsleute, Produkte aus Afrika und nicht billig importierte Ware zu kaufen um so die Wirtschaft anzukurbeln. In der Tat ein immer größer werdendes Problem wenn man bedenkt, dass nicht wenige afrikanische Länder heutzutage mit Billigramsch aus China überflutet werden oder die EU ihre „Fleischabfälle“ billig nach Afrika verscherbelt und somit den dort ansässigen Landwirten schadet.
Das interessantere Album ist hier natürlich Shakara, welches aber nicht der direkte Nachfolger zu Fela’s London Scene ist. Immerhin 3 Alben liegen meines Wissens nach zwischen den beiden Alben, die auf dieser CD vereint wurden. Shakara ist ein klassisches Fela Album, mit 2 jeweils 13 Minuten langen Stücken. Neben dem Titelstück findet sich hier außerdem das auch schon mal kontrovers diskutierte Lady, anhand dessen man bei nur oberflächlicher Betrachtung des Textes zu dem Schluss kommen könnte, dass Fela ein unverbesserlicher Chauvinist und Macho war. In der Tat ist Lady eine massive Tirade gegen den Feminsmus britischer Prägung. Man kann das Stück aber auch als extreme Gegenenposition zur Aufgabe eigener Traditionen und der Übernahme importierter Verhaltensweisen der z.T. verhassten ehemaligen Kolonialmächte ansehen. Nicht wenige gehen und gingen sogar so weit, sich die Haut aufhellen zu lassen um möglichst „weiß“ zu wirken. Shakara (Oloje), das übersetzt Angeber (Lügner) bedeutet, richtet sich dagegen vermutlich gegen die Mächtigen im Land, die zwar viel versprechen aber nichts halten und folgerichtig als Lügner und Weichlinge beschimpft werden.
Musikalisch zählt das Album mit zu den besten. Die Bläsersätze klingen hier noch satter, die Rhythmen sind noch hypnotischer und eigentlich gibt es nur einen Kritikpunkt: knapp 27 Minuten sind hier viel zu kurz.
Manchen Ländern scheint das Originalcover, auf dem leicht bekleidete Frauen das Africa 70 Logo nachstellen, zu gewagt gewesen zu sein, woraufhin vermutlich ein unverfänglicheres Cover verwendet wurde.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?