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Nneka – No longer at ease (2008)
Ursprünglich sollte das Album Don’t worry in Warri heißen, eine Anspielung auf ihre Heimatstadt Warri im Delta-State in Nigeria, die es Dank der Erdölförderung seit Ende der 70er Jahre zu enem gewissen Wohlstand gebracht hat. Die andere Seite der Medaille ist jedoch eine beispiellose Umweltzerstörung unter deren Folgen die Bevölkerung vor allem im benachbarten Rivers-State bis heute zu leiden hat und für die vor allem auch westliche Unternehmen wie Shell die Verantwortung tragen.
Bereits mit ihrem Debüt Victim of truth, das von der britischen Sunday Times als „As good as ‚The Miseducation of Lauryn Hill'“ eingestuft wurde, sorgte Nneka, die in den 90er Jahren nach Deutschland übersiedelt ist und seit dem in Hamburg lebt, 2005 für Aufsehen, wenn auch der ganz große Erfolg ausblieb. Das soll sich nun mit dem zweitel Album No longer at ease und der vorab ausgekoppelten Single Heartbeat und dem dazugehörigen Video ändern. In dem Stück geht es nach eigenen Aussagen um das Herz, den Herzschlag, den viele Menschen nicht spüren, obwohl sie leben und auch um Liebe. Als musikalische Untermalung werden dazu Jungle und Drum’n’Bass Elemente der 90er Jahre wiederbelebt und in die Gegenwart übertragen. Herausgekommen ist ein grandioses Wechselspiel zwischen ruhigen, spannungsgeladenen Passagen in den Strophen und einem beinahe manischen Rhythmusgewitter im Refrain.
Auch No longer at ease nahm die inzwischen 28-Jährige mit ihrem langjährigen musikalischen Partner DJ Fahot, der schon das Debüt produziert hatte, auf. Dazu gesellte sich noch der französische Produzent Jean Lamont, der schon u.a. mit Größen wie Salif Keita zusammengearbeitet hatte. Durch diese Kooperation entstand ein musikalische Fundament, auf dem Nneka ihre ganze Kreativität und musikalischen Bandbreite freien Lauf lassen konnte. Dazu gehört auch ihr HipHop Hintergrund, der in Stücken wie Halfcast und Focus zur Geltung kommt, jedoch mit völlig unterschiedlichen Ansätzen. Während in Halfcast monotone Beats und Samples für ein eher düsteres Klangbild sorgen, welche ihr sog. Street Credibility unterstreichen, setzt sie in Focus auf ein einfaches und einprägsames Gitarrenriff, das den Refrain gleich mitübernimmt. Aber auch Soul und R’n’B kommen auf dem Album nicht zu kurz, wie z.B. im wunderbar atmosphärischen Suffri. Im letzen Stück Deadly Combination dominieren dagegen mächtige Beats das Geschehen und unterstreichen noch einmal die Vielfältigkeit dieses Albums, das trotz seine 16 Stücke niemals langweilig wird und eine Weiterentwicklung und Steigerung zum gelungenen Debüt darstellt.
No longer at ease ist ein sehr persönliches Album geworden. Es handelt von Nnekas eigener Geschichte, dem Leben in ihrer Heimat Nigeria, dem multikulturellen Nebeneinander aber auch der Kluft zwischen Arm und Reich und der eingangs erwähnten Umweltverschmutzung als Folge von Profitgier. Doch trotz allem ist Nnekas Musik optimistisch und lebensbejahend und im Booklet kann man die auf öffentlichen Fotos ansonsten meist skeptisch dreinblickende Künstlerin auch mal lächeln sehen. Steht ihr übrigens sehr gut!
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