Re: Afrika

#4628713  | PERMALINK

sparch
MaggotBrain

Registriert seit: 10.07.2002

Beiträge: 36,823

Lionel Loueke – Karibu (2008)

Karibu ist Suaheli und bedeutet „Willkommen“. Dies trifft gleich in doppelter Hinsicht zu, zum einen ist Karibu Louekes Debüt auf dem legendären Blue Note Label und zum anderen lädt dieses Album den Zuhörer ein in bisweilen ungewöhnliche aber immer wunderbare Klanglandschaften. Eingespielt wurde dieses Album größenteils in Triobesetzung, mit Massimo Biolcati am Bass und Ferenc Nemeth am Schlagzeug. Loueke selbst spielt Gitarre und übernimmt den Gesang, wobei dieser meist lediglich aus Lautmalereien oder einem rhythmischen Schnalzen und Klicken besteht und darüber hinaus eine ungewöhnliche Verbindung mit seinem Gitarrenspiel eingeht. Als Gastmusiker treten bei jeweils 2 Stücken Herbie Hancock, in dessen Band Loueke schon seit Jahren spielt, und Wayne Shorter in Erscheinung, die zusätzliche Akzente setzen.

Louke ist nicht nur ein begnadeter Musiker sondern auch ein genialer Komponist und Arrangeur. So finden sich auf Karibu neben 7 Eigenkompositionen auch 2 Standards bestehend aus der Hoagy Carmichael/Johnny Mercer Komposition Skylark und John Coltranes Naima. Letzteres wird duch Wayne Shorters Saxophon veredelt. Doch die Eigenkompositionen müssen sich vor diesen Klassikern nicht verstecken. So findet sich Benny’s tune, das Loueke für seine Frau geschrieben hat, auch auf Terence Blanchards Album Flow und hat mit seinen Tempowechseln und seiner wunderbar dahingleitenden Melodie durchaus das Zeug zum modernen Standard. Abgannon Blues ist dagegen ein Blues im 13/4-Takt und zeigt eine weitere Besonderheit: die meisten Stücke sind in ungeraden Takten, wobei es Loueke nach eigene Aussage nicht um „intellektuelle Verrückheit“ geht, sondern um Gefühl, das letzlich auch der Nicht-Musiker so empfinden und verstehen soll. Abganon ist eine Wort aus der Sprache Fon, die im Süden des Benins am weitesten verbreitete Sprache, und bedeutet soviel wie „schwerer Träger“, also ein Mensch, der z.B. einen Korb auf dem Kopf trägt. Verdeutlicht wird dies durch schwere und gleichzeitig funkige Rhythmen. Beim 10 Minuten langen Klangemälde Light Dark treffen sich dann alle Musiker, also auch Hancock und Shorter, und sorgen mit ihrem phantatsischen Wechselspiel für eine weiteren Höhepunkt, bei dem die Harmonien von Hell nach Dunkel wechseln. Einen Kompositionsstil, den er nach eigene Aussagen von Wayne Shorter gelernt hat. Das letzte Stück Novignon basiert schließlich auf einem Highlife Rhythmus zu dem Loueke seine Gitarre stilgerecht erklingen lässt und zum ersten und einzigen mal auf diesem Album auch einen „richtigen“ Text singt. Frei aus der Sprache Fon, deren bekanntestes Wort übrigens Voodoo ist, übersetzt singt er: „Lasst uns Brüder und Schwestern sein/Wenn wir das nicht tun, werfen wir ein Geschenk Gottes fort“. Weise Worte am Ende eines wunderbaren Albums.

Internet

Homepage
MySpace

--

Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?