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Youssou N’Dour – Rokku Mi Rokka (Give and take) (2007)
Youssou N’Dour hat es wahrlich nicht einfach: während der Welt seine Musik nicht traditionell genug sein kann, punktet er in seiner Heimat vor allem mit langen Mbalax Stücken und dem Einsatz von E-Gitarren und Keyboards. Und weil dies so ist, fährt N’Dour auch dieses mal wieder zweigleisig und hat im Senegal bereits Anfang des Jahres das Album Alsaama Day veröffentlicht. Ein Album, das hierzulande nur sehr schwer zu bekommen ist und das sich musikalisch eher an dem Youssou N’Dour der frühen 90er orientiert. 5 der 8 Stücke dieses Albums gibt es auch in einer Special Edition des neues Albums, die hierzulande auschließlich von JPC angeboten wird. Auf jeden Fall eine lohnende Angelegenheit, auch wenn sich natürlich sofort die Frage stellt, warum nicht gleich das ganze Album mit dazugegeben wurde. Allein schon wegen Boul Bayekou lohnt die Anschaffung dieser Sonderausgabe, ein klassisches Mbalax Stück mit irrwitzigen Rhythmen auf der Talking Drum, das im Senegal vermutlich die Tanzfläche zum Glühen bringt.
Rokku Mi Rokka ist anders. Als ich von der Ankündigung des neuen Albums erfuhr, hatte ich große Erwartungen, die jedoch durch erstes Reinhören und verhaltene Kritiken erst einmal zunichte gemacht wurden. Das Album wollte ich trotzdem haben und der erste Hördurchgang bestätigte zunächst einmal meine Befürchtungen, dass es sich dabei wohl eher um ein recht duchschnittliches Werk handelt. Tatsächlich lag die Messlatte nach dem äußerst gelungenen und mit dem Grammy prämierten Album Egypt, das sich ostafrikanischen und arabischen Traditionen widmete und den Islam zum Thema hatte, sehr hoch. Musikalisch begibt sich Youssou N’Dour auf Rokku Mi Rokka in den Norden seiner Heimat, genauer gesagt in die Grenzregion zu Mauretanien. Mit dem Wüstenblues maurischer oder malischer Prägung hat das Album dennnoch nur am Rande zu tun, vielmehr kombiniert er jenen Blues mit seinem typischen Mbalax-Stil und sorgt somit für neue Töne im N’Dourschen Klangkosmos. Oberflächlich betrachtet besteht Rokku Mi Rokka aus 11 einfachen und kurzen Songs, aber mit jedem Hören entdeckt man neue Facetten, kleine Melodien tun sich auf und verschwinden wieder und man entdeckt Nuancen, die man zuvor nicht gehört hatte. Da ist z.B. die blechern klingende Gitarre in Bàjjan die für funkige Rhythmen sorgt, oder der jodelnde Frauenchor in Baay Faal, das dann doch recht nahe am maurischen Blues liegt und bei dem N’Dour u.a. von Bassekou Kouyate an der Ngoni unterstützt wird. Ein anderer Höhepunkt ist das mit Sabar Trommeln verzierte Xel, bei dem u.a. Balla Sidibe und Rudy Gomis vom Orchestra Baobab den Chorgesang übernehmen. Am Ende des Albums steht dann Wake up (It’s Africa calling), eine neuerliche Zusammenarbeit mit Neneh Cherry. Auch wenn gerne betont wird, dass dies kein zweites 7 Seconds sein soll, so muss es sich den Vergleich doch gefallen lassen. Und dabei zieht es den Kürzeren. Dennoch ist es ein recht guter Song, der am Ende des Albums alles andere als eine schlechte Figur macht und somit nicht ganz so sehr wie ein Fremdkörper wirkt wie 7 Seconds seinerzeit auf Wommat.
Rokku Mi Rokka ist ein echter „Grower“, ein Album, das mit jedem Hören besser wird. Ein kurzweiliges Werk, auf dem es auch nach dem xten Hören noch was zu entdecken gibt. Wake Up! It’s Youssou Calling!
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