Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Die musikalische Länderkunde › Afrika › Re: Afrika
Cheikh Lô – Lamp Fall (2005)
Der Titel dieses dritten Albums des senegalesischen Sängers und Multiinstrumentalisten ist nicht etwa englisch sondern der Name eines 100-jährigen Priesters einer islamischen Sekte, der mouridistischen Bruderschaft, der Lô ebenfalls angehört. Einer seiner größten Bewunderer ist übrigens kein Geringerer als Youssou N’Dour, der seinerzeit auch sein Debütalbum ‚Ne le thiass‘ aus dem Jahr 1997 produziert hat und sogar mit ihm auf Tour ging um bewusst in der zweiten Reihe zu stehen. Dadurch erlangte Lô, der schon in den 80er Jahren in Eigenregie Kassetten aufnahm, um sie in den Straßen Dakars zu verkaufen, einen größeren Bekanntheitsgrad und bekam als bester Newcomer einen Kora Award, Afrikas höchste Musikauszeichnung.
Die Basis von Cheikh Lô’s Musik ist der M’Balax, einst von Youssou N’Dour erfunden, dessen Markenzeichen die schnellen Läufe über die Talking Drum ist. In der Vergangenheit kombinierte er diesen Stil schon mal mit Afrobeat á la Fela Kuti auf ‚Lamp Fall‘ integriert er Flamenco, Reggae, Soul und kubainischen Guajira und erzeugt daraus einen völlig eigenen Stil. Ein weiteres Markenzeichen sind dabei seine außergewöhnliche Stimme und die Flamenco Gitarre. Die lateinamerikanischen und vor allem brasilianischen Einflüsse sind hier allgegenwärtig und kommen besonders im Stück ‚Sénégal – Brésil‘ zur Geltung. Das Rhythmusfundament bilden hier 40 Samba Trommler, die zusammen mit der Talking Drum einen aufregenden treibenden Beat erzeugen. Im Eröffnungsstück ‚Sou‘ dagegen, im Original übrigens von Bembeya Jazz National, sorgt ein brasilianisches Akkordeon für Latinoflair. Das Titelstück selbst basiert auf einem rumpelnden Funkrhythmus, bei dem sich brodelnde Saxophoneinlagen dazugesellen. Aufgenommen wurde das Album übrigens zu Teilen in Bahia, Dakar und London.
Wie viele Alben aus der Region hat auch ‚Lamp Fall‘ Afrika zum Thema, Cheikh Lô’s Afrika. Es richtet sich gegen Krieg und Armut, handelt aber auch von Liebe, Religion und Spiritualität. Dabei ist Lô selbst ein äußerst friedliebender Mensch, so bittet er am Anfang von ‚Kelle Magni‘ auf Englisch ‚Can you stop the war‘ und fügt nach einer Pause noch ein ‚please‘ dazu. Das Stück selbst verfügt über eine unglaublich eingängige Melodie, die man, einmal gehört, kaum wieder aus dem Kopf herausbekommt aber dennoch alles andere als nervig ist.
--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?