Re: Afrika

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wolfen

Registriert seit: 01.10.2004

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Sehr sehr schöne Neuentdeckung: Issa Bagayogo

Der ehemalige Hirsefarmer, Busfahrer und ob diverser Lebensschwierigkeiten zeitweise durchgeknallte Mann aus Mali hatte im ersten musikalischen Anlauf seine Schwierigkeiten. Bis er zwei cleveren französischen Weltmusik-Produzenten in die Hände fiel.
Seit dieser Zeit hat er den Spitznamen „Techno-Issa“ weg, was allerdings schon ein wenig irreführend ist. Denn mit Techno im eigentlichen Sinne hat der Mann nur recht wenig bis nichts zu tun.
Das ganze hört sich eher an wie eine Funk-Dub-Afro-Roots Mischung ohne Berührungsängste mit elektronischen Drum-Machines neben afrikanischen Trommeln, der N’goni (afrikanische Laute) und Balaphones (afrikanisches Xylophon).
Vieles davon klingt so, wie ein Sonnenuntergang in der Savanne aussieht: malerisch, ruhig, ein bissel träumerisch, vielleicht sogar ein klein wenig metaphysisch.
Song Nr. 2 des Albums („Diama Don“) gehört da schon eher zum etwas „rasanteren“ Groove, ebenso das darauf folgende „Koroto“.
„Kanou“ zaubert locker mit teils Sprechgesang und relaxten Rhythms das Bild einer afrikanischen Abenddämmerung vors innere Auge. Ähnlich beruhigend-friedlich gehts bei „Djigui“ weiter.
„Kalan Nege“ rüttelt dann wieder aus der leichten Beschaulichkeit raus mit einem kleinen Kick aufs rhythmische Gaspedal, da wippt der Fuß gleich mit und es nickt der Kopf.
Trotz des (dezenten) Einsatzes von Elektronik bleibt das gesamte Album sehr „naturbelassen“ und authentisch.
Alles fließt homogen, aber keinesfalls langweilig und die Songs ruhen auf geheimnisvolle Art in sich selbst.
Ich mag diese Musik sehr, eine Art von zarter akustischer Ganzkörpermassage mit hohem Wohlfühlfaktor.
Möge der Mann nie wieder in die Verlegenheit kommen, in Mali einen Bus fahren zu müssen.

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[kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )