Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Magou & Dakar Transit – Africa Yewul (2006)

Neben Nigeria und Mali dürfte der Senegal musikalisch das wohl interessanteste Land Westafrikas sein. Neben bekannten Größen wie Youssou N’Dour oder Ousmane Touré reiht sich nun Magou ein und sein Album ‚Africa Yewul‘ (‚Africa wake up‘) muss sich vor diesen nicht im Geringsten verstecken. Die Möglichkeit, international Alben aufzunehmen hatte er schon eher, aber erst das Frankfurter Network-Label ließ ihn das Album so aufnehmen wie er es wollte. Was Magou jedoch von den genannten Größen unterscheidet ist seine Stimme. Im Senegal werden im Allgemeinen hohe Stimmen bevorzugt und der Starstatus eines Youssou N’Dour beruht u.a. auch auf dessen Falsettgesang. Magou dagegen verfügt über eine tiefe Reibeisenstimme, die einem beim Hören jedoch sofort in den Bann zieht. Verstärkt wird er durch seine Band Dakar Transit, zu der neben Gitarren und Percussion auch der bekannte und aus Gambia stammende Koraspieler Tata Dindin zählt, die ein traditionelles Fundament legt, in dem sowohl Balladen als auch beschwingtere Stücke Platz haben und die auch ein Blick über den Tellerrand Senegals hinaus wirft. So basiert das Titelstück, eine eindringliche Beschreibung vergangener und aktueller Konflikte, auf brasilianischen Voodoorhythmen und Bossnova-Klängen. Im Song ‚Mbegel‘, welches die Macht der Liebe beschreibt, fasziniert das Zusammenspiel von Talking Drum und Kora und das Stück ‚Ling Ling‘, eine provokante Warnung vor den sog. Schürzenjägern, integriert afrokaribische und kubanische Rhythmen. Es sind aber vor allem die Balladen, was hier übrigens keinesfalls eine negative Bedeutung hat, die bewegen. So thematisiert das epische ‚Mama Africa‘ die Ausbeutung eines ganzen Kontinentes durch Kolonialisierung aber auch durch Afrikaner selbst. ‚Goree‘, eine Insel und Hauptumschlagplatz für Sklavenhandel, erzählt die Geschichte eines Jungen, der nicht einmal mehr seinen Eltern traut und Angst hat, dass sie ihn verkaufen. Gegen Ende des Albums wird es noch einmal zumindest musikalisch etwas fröhlicher, so hat ‚Sama‘ den Rhythmus ritueller Tanzmusik aus der Casamance, dem südlichsten Teil Senegals.
Auf der CD befinden sich neben dem Album noch 3 weitere Stücke, die bereits 2003 im Senegal aufgenommen wurden. Besonders hervorzuheben ist hier das Stück ‚Lions‘, das den Sieg der senegalesischen Fußballmannschaft über Frankreich bei der WM 2002 beschreibt.
Obwohl die Texte oft traurig, anklagend oder mahnend sind und die Musik meist melancholisch ist, ist der „Blick“ Magous durchaus nach vorne gerichtet und seine Musik versprüht einen gewissen Optimismus. Ein wunderbares Album!

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?