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Angélique Kidjo – Fifa (1996)
Den Drang, neue Musik zu entdecken hatte ich schon immer und so hatte ich im Frühjahr 1996 Lust nach einer Reihe von Rockkonzerten mal etwas ganz anderes zu sehen. Zu dieser Zeit hatte Angéloque Kidjo gerade ihr aktuelles und allseits gefeiertes Album ‚Fifa‘ veröffentlicht und im Mannheimer Capitol, einem ehemaligen Kino, stand ein Konzert an. So kam es, dass ich mir damals schnell eine Eintrittskarte für das Konzert und die CD besorgte und beides versetzte mich gleichermaßen in Begeisterung.
Natürlich klingt ‚Fifa‘ zu einem guten Teil an europäische Hörgewohnheiten angepasst, was sicher auch daran liegt, dass sie schon zu dieser Zeit in Paris gelebt hat, dennoch leugnet Kidjo ihre Herkunft nicht und hat genügend tradionelle Elemente, die Rhythmen ihrer Kinheit, wie sie selbst sagt, in ihre Musik eingebaut wie z.B. eine Reihe von Percussion, Flöten oder gar Kuhglocken oder typische westafrikanische Gesänge, die zu einem großen Teil in ihrer Heimat, dem Benin, aufgenommen wurden. Das Ganze wurde dann in Paris mit modernen, europäischen Sounds und einer guten Portion Funk und Soul vermischt, so dass eine einzigartige Musik entstand. Auch von der Autorenseite zeigt sich dieses Album von seiner besten Seite, sämtliche Lieder hat die Kidjo zusammen mit ihrem Mann Jean Hebrail komponiert und getextet. In ihren Texten, die sie zumeist in ihrer Muttersprache vorträgt, geht es meist um die Traditionen ihrer Heimat, jedoch aus der Sicht der Heimkehrenden. Stücke wie ‚Sound of the drums‘ oder ‚Welcome‘ leben von ihrer einzigartigen Rhythmik und Dynamik ohne dabei aber den Song aus den Augen zu verlieren. Dazwischen gibt es Afro-Dancefloor wie z.B. das eingängige, ohrwurmartige ‚Wombo lombo‘. Aber auch die ruhigeren Lieder wie das Titelstück oder das abschließende, ihrer Tochter gewidmete und von Carlos Santana an der Akustikgitarre begleitete ‚Naima‘ überzeugen auf ganzer Linie.
Der Liveauftritt wurde damals noch mit einer Reihe von Tänzern verfeinert und war bis dato eines der interessantesten Konzerte für mich überhaupt. Dennoch löste das alles in mir damals keine ‚Welle‘ aus, der Drang nach mehr erschöpfte sich im Kauf des ebenfalls hervorragenden Vorgängers ‚Ayé‘. Danach verlor ich die Künstlerin zu meiner Schande mehr oder weniger aus den Augen bis ich sie vor etwa einem halben Jahr aus den Tiefen meines Archivs wieder hevorgeholt und sie völlig neu entdeckt habe.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?