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candycolouredclownErzähl mal was!
„Joker“ (Azzarello, Bermejo)
Scalped spielt auf einer fiktiven Indianerreservation, Elend, Alkohol und mittendrin baut Häuptling Red Crow ein neues tolles Kasino. Kurz vor dessen Eröffnung kommt Dashiell Bad Horse zurück (Name ist Programm: Dashiell nach Hammett, und Dash ist ein wahrer badass). Was keiner weiß: er ist Undercover-FBI-Agent und soll Häuptling Red Crow, ein Art roten Don, zu Fall bringen.
Die Serie lebt vor allem vom Autor Aaron, wobei Scalped erst dessen zweite Arbeit ist – unglaublich sicher, wie er mit zahlreichen Zeitebenen und Perspektiven jongliert. Die Story streift die 50er (Jesuitenschule zur „Weißwaschung“ kleiner Indianer), geht über die 70er (der Mord an zwei FBI-Agenten durch Angehörige der Bürgerrechtsbewegung) bis in die Jetztzeit. Als Einflüsse listet Aaron unter anderem Azzarello (merkt man am Gefühl für Alltagssprache), James Ellroy (schmutziger Sex, desperate Gestalten) und David „The Wire“ Simon (unterhaltsame Sozialkritik) auf. Dabei nimmt er keine Rücksicht auf political correctness, verzichtet auf Indianer-Esoterik und arbeitet seine Charaktere schön aus (Häuptling Red Crow und seine Widersacherin Gina Bad Horse sind sehr stimmig). Ich bin mir sicher, dass Hollywood bereits bereit steht, trotzdem ist Scalped nicht einfach ein abgezeichnetes Drehbuch, sondern ein wirklich rasant erzählter Comic – das Beste, was nach meinem Wissen in letzter Zeit von Vertigo kam.
Ist schon eine Weile am Laufen, aber für mich zunächst mal einer der besten Comics, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Band drei ist schon bestellt.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.