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THE KOOKS starten in Stuttgart (Mi 29.11.2006) ihre Deutschlandtournee
Vom Glauben, anders zu sein
Stuttgarter Nachrichten 01. Dezember 2006
von Anja Wasserbäch
Bibbernde Mädchen warten vor der Halle. The Kooks kommen direkt aus London vom BBC-Interview. Dann ein Treffen mit Fans, wieder Interviews. Er sei in den vergangenen zwei Jahren eine Woche am Stück zu Hause gewesen, sagt Gitarrist Hugh Harns. So fühlt sich wohl ein Hype an. Das Debütalbum „Inside In/Inside Out“ ging eine Million Mal über den Ladentisch, die Tour, die in Wangen im LKA beginnt, ist ausverkauft.
Gerne wurden The Kooks aus Brighton „the next big thing“ genannt – wie schon Bloc Party, Maximo Park, die Kaiser Chiefs. „Wir sind anders“, sagt Harris. „Die haben zwei, drei gute Songs, der Rest des Albums ist schlecht.“ Ganz schön selbstbewusst mit 20 Jahren. Der Teller mit Rotkraut und Kartoffeln bleibt unberührt. „Ich hätte lieber Fish und Chips.“ Die vier Jungs sind typische Briten, aber ernsthaft, ohne Humor. „Natürlich verspüren wir Druck fürs zweite Album“, sagt Harris. „Aber wir machen ihn uns selbst: Wie wollen verdammt noch mal ein gutes Album machen – und noch eins und noch eins.“ Die Referenzen, die er dann im Stakkato aufzählt, sind britische Popgeschichte: Bowie, die Stones, The Police.
Die zyklische Wiederkehr der Gitarrenmusik hält Harris für normal. „Nach Oasis und Blur gab es erst mal nichts mehr. Mit dem Debüt der Strokes war es dann wieder cool, Gitarre zu spielen.“ Damals war Harris 15. Die Kooks haben sich am Musikcollege im Seebad Brighton gefunden. Harris schwärmt von seiner Heimat, in der es nicht die Konkurrenz wie in London gebe. Er schwelgt vom guten Wetter und der „seaside“, die auch im Opener des Abends besungen wird – und Stuttgart singt mit.
Auch wenn es am Zusammenspiel hapert, der Sound bisweilen so schlecht ist, dass es gar die Band selbst verunsichert, wird das Quartett gefeiert. „See the world“, „Eddie’s Gun“, „Naive“ oder „Ooh La“ sind allesamt große, eingängige Popsongs. Doch The Kooks, was auf Deutsch so viel wie „die Spinner“ heißt, fehlt die Verrücktheit eines Pete Doherty. In England werden sie auch die „sauberen Libertines“ genannt. Sänger Luke Pritchard – ein Bubi mit Lockenkopf und toller Stimme – gockelt schon herum wie ein Großer, nimmt ein Bad in der Menge, steigt auf Monitorboxen. Und es klingt paradox, wenn er „She Moves In Her Own Way“ als „old song“ ankündigt.
The Kooks haben ein starkes Debüt eingespielt – zu erzählen haben sie noch nichts. Nach 50 Minuten ist alles vorbei. Auf dem Nachhauseweg frieren die Mädchen nicht mehr. Eine findet es schade, dass es so kurz war – aber „die Armen haben doch nur das eine Album!“.
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