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@kramer: Bei mir hast Du Dein Ziel jedenfalls schon erreicht!
Da Du den Text von „Good Evening Mr. Waldheim“ oben zitiert hast, wollte ich auf die Hintergründe eingehen. Jesse Jackson hatte sich ja für die Nominierung der demokratischen Partei für das Präsidentschaftsamt im Jahr 1988 beworben, mit seiner „rainbow coaliton“ bemerkenswerte Erfolge erzielt, war dann aber Dukakis unterlegen. Einer seiner Gegner war der Demokrat Ed Koch, Bürgermeister von New York in seiner dritten Amtszeit, der erklärte, Juden könnten niemals für Jackson stimmen, weil er Antisemit sei. Im Grunde übernimmt Reed Ed Kochs Argumentation.
Kochs Äußerungen sind bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass New York eine Stadt war, die gerade in dieser Zeit von Rassenkonflikten heimgesucht wurde. Koch wurde von Schwarzen vorgeworfen, die Fälle von Gewalt gegen Schwarze herunterzuspielen, während Weiße aufgrund verschiedener ebenso spektakulärer Angriffe von Schwarzen auf Weiße mit zunehmender Besorgnis reagierten.
Lou Reed spielt in „Hold On“ auf einen Vorfall in Howard Beach an, als drei Schwarze nach einer Autopanne in einer von Weißen bewohnten Gegend von einem Mob aus weißen Jugendlichen verfolgt wurden. Einer der Verfolgten starb, weil er bei der Flucht von einem Auto erfasst wurde. Bei Reed kämpfen aber Schwarze mit Messern und Weiße mit Feuerwaffen gegeneinander, ohne dass Reed eindeutig Stellung bezieht. Diese beiden Lieder, nämlich „Waldheim“ und „Hold On“ sind in gewisser Hinsicht selbst Ausdruck der sich damals stetig verschlechternden Rassenbeziehungen in New York City, die selbst Lou Reed offensichtlich nicht unbeeinflusst ließen.
Während er auf dem Album übrigens noch bösartig über Rudy Giuliani lästert, der 1989 die Wahl zum Bürgermeister gegen den Afro-Amerikaner David Dinkins verlor, lobte er ihn vor einiger Zeit in einem Interview.
1989 klang das in „Sick Of You“ noch so:
They discovered some animal no one’s ever seen
It was an inside trader eating a rubber tire
After running over Rudy Giuliani
Und im Rückblick so:
Ihr Album «New York» von 1989 ist eine Liebeserklärung an ihre Stadt. Mögen Sie New York noch immer?
Reed: Mehr denn je. New York ist einfach so wunderschön. Unlängst ging ich nach Brooklyn. Eine nächtliche Fahrt über die Brooklyn Bridge ist etwas vom Schönsten auf dieser Welt. Gestern ging ich ins Jüdische Holocaust Museum in Battery Park. Dort unten sieht man, dass die Stadt eine Insel ist, umgeben von Wasser. Ich kriege nur schon weiche Knie, wenn ich an die Schönheit von New York denke.Hier in Soho, wo sie arbeiten, öffnet demnächst die Warenhauskette Bloomingdale’s ihre Tore. Es gibt Leute, die sagen, die Stadt sei nur noch kommerziell.
Reed: So fucking what? Bloomingdale’s hat auch das Recht, hier zu sein, das haben doch alle. So entsteht eine Mischung, die genau das ist, was New York ausmacht. Nehmen Sie den Bezirk beim Fleischmarkt. Da hat es eine Boutique von Stella McCarthy neben hängenden Schweinebäuchen. Das ist doch perfekt.Dann ist der Boulevard nicht mehr dirty?
Reed: Es gibt Leute, die sich darüber aufregen, wie sauber New York geworden ist. Ich habe nichts dagegen.New York gesäubert hat Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani, den Sie bekanntlich verachten.
Reed: Nein, nein, nein, nein. Am 11. September 2001 war Rudolph Giuliani grossartig. Wenn sich jemals ein Mann einer schwierigen Lage gestellt hat und ihr gewachsen war, dann war das Giuliani. Ich habe das von nah beobachtet. Er war großartig. Meine Meinung über ihn hat sich total verändert. Er hat die Stadt auf Trab gebracht. Die Lebensqualität hat sich unter ihm stark verbessert. New York ist jetzt eine der sichersten Städte überhaupt. Ist das schlecht? Es ist doch toll, dass meine Freundin nachts sicher nach Hause gehen kann.
http://www.hossli.com/articles/2004/05/06/lou-reed-%C2%ABwestern-macho-scheiss-zeugs%C2%BB/
How things change…
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.