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kramerMein Umkehrschluss: Du siehst nur schwarz oder weiß und willst meine Argumente nicht verstehen, bzw. deutest sie bewusst falsch und gehst nur auf die Punkte ein, die man nach Deinem Geschmack verbiegen kann.
Ich gehe auf die Punkte ein, in denen ich nicht deiner Meinung bin, das ist ganz einfach und nun wirklich nichts besonderes. Das machst du übrigens keineswegs anders.
kramerAnyway, wenn die Szene um das CBGB’s 1974 nicht im besten DIY-Sinne publikumsnah und nahezu brutal authentisch war, dann weiß ich es auch nicht. Willst Du das leugnen? Du gehst die ganze Zeit auf Begebenheiten ein, die zum Teil lange nach dem Release von „Horses“ stattfanden und somit gar nicht mein Thema waren.
Ich weiß das ehrlich gesagt genauso wenig wie du. Es interessiert mich aber auch im Zusammenhang mit Horses ziemlich wenig. So „brutal echt“ und „publikumsnah“ die Szene denn gewesen sein mag: Wir waren beide nicht dabei und sind daher auf vermittelte Infos angewiesen. Auch die Schilderungen Beteiligter sind immer aus ihrer Perspektive formuliert, die Fotos und Aufnahmen sind ebenfalls nicht das „Echte“, auch wenn sie bisweilen zu der Annahme verleiten. Und dann nehmen wir das ganze auch noch aus unserer je individuellen Perspektive mit den jeweiligen eigenen Hintergründen und Geschichten wahr. Lange Rede, kurzer Sinn: Weder du noch ich werden jemals auch nur annähernd so etwas wie Authenzität über Szenen aus 1974 oder andere historische Begebenheiten erreichen. Das zu glauben, ist etwas, was ich als naiv bezeichne – man sitzt dabei allenfalls einem selbstprojizierten Trugbild auf.
Dies ist das Eine. Aber es gibt ja auch Veröffentlichungen wie Horses, die vermeintlich leicht Rückschlüsse zulassen. In die Rillen gepresste Szene von 1974 ist das aber auch nicht. Es sind bestimmte Künstler unter bestimmten Bedingungen ins Studio gegangen und mussten unter vielen Limitierungen ihre Vorstellungen umsetzen. Die dann noch anschließenden Vermittlungsstufen, bis du hier fast 35 Jahre später einen Rezeptionstext dazu verfasst, sind derartig vielfältig, dass sie nicht darstellbar sind, und hier noch nicht einmal im Ansatz. Die direkte, „unmittelbare“ Herangehensweise ist eine komplette Fiktion, eine je eigene Kopfgeburt – das einzig Authentische daran ist die Situation, dass jemand sich 35 Jahre später die Platte anhört. Wenigstens dieses sollte einem selbst klar sein, wenn man sich der Sache nähert. Auch hier meine ich: Glaubt man an eine solche Möglichkeit ohne Reflexion der Vermittlung, ist das schlicht naiv.
kramerIch habe nicht von Geld, Macht oder schnellem Erfolg gesprochen. Wie kommst Du darauf? Auch nicht von Bereichen wie Management, Politik oder Sport. Es ging mir nur um Dinge die mit besten Intentionen oder eben als Gegenentwurf beginnen und langsam oder auch schnell eine Wendung nehmen, die den anhand von CSN&Y beschriebenen Effekt haben.
Nein, stimmt, du sprachst von Dekadenz, Größenwahn und Verschwendung. Assoziertest dazu Drogen, Ego-Probleme und Geld (mit konkreten USD-Zahlen). Und beklagtest, dass sich das Musikbusiness in der Zeit vor „Horses“ aus guten Intentionen zu all diesen schlechten Dingen entwickelt habe. Wozu dann „Horses“ sozusagen der ehrliche und gewissermaßen „gute“ Gegenentwurf wäre.
Daraufhin habe ich erklärt, dass Patti Smith – auch bereits mit Horses – ebenso dekadent, größenwahnsinnig und verschwenderisch war. Und weiterhin ergänzt, dass dies in einem Umfeld, in dem schneller Aufstieg und rasches Geldverdienen möglich ist wie bspw. in der Unterhaltungsbranche, auch durchaus naheliegend ist – und zwar strukturell notwendigerweise und seit langem, da brauchte sich das Business gar nicht zu verändern.
Das sei Unsinn, so deine Replik, es gebe genug Gegenbeispiele.
Meine Antwort darauf wiederum führte den Gedanken der Verlockung durch Geld oder Macht sowie der folgenden Hybris (Ego) durch schnellen Erfolg etwas aus, um den „Unsinn“ bezüglich Dekadenz, Größenwahn und Verschwendung im Musikgeschäft nochmals etwas zu erläutern. Dazu habe ich noch beispielhaft andere Sphären erwähnt, in denen ähnliche Mechanismen greifen.
So kam ich darauf. Was genau verstehst du daran nicht?
Auf das Can-Thema will nicht länger eingehen, es diente nur einer Illustration.
kramerEiner von vielen Punkten die in Deiner Argumenationskette, mit der Du mich als naiven, halbwissenden Trottel bloßstellen möchtest (sie auch die Muddy Waters-Diskussion).
Du täuscht dich. Dazu besteht keine Notwendigkeit.
kramerAnd you think you’ve won? Oh no!
He, ist das ein Computerspiel? Dann hast du doch schon gewonnen. Du hast doch vielmehr Punkte als ich. Gratulation! Und: Bist du jetzt glücklicher?
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The only truth is music.