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kramerZugegeben – Stadionrock ist ein schwammiger Begriff, der für mich stellvetretend für einen dekadenten, abgehobenen Niedergang von etwas steht, das einmal mit den besten Intentionen begann. Als zeitgenössisches Beispiel fällt mir zum Beispiel die sagenumwobene, drogengetränkte CSN&Y Tour von 1974 durch riesengroße Stadien ein. Von den Ursprüngen dieser zu jenem Zeitpunkt heftigst zerstrittenen Band war längst nichts mehr übrig, Neil Young suchte das Weite, Crosby versank im Drogensumpf und Stills Egozentrik nahm ungeahnte Dimensionen an. In „Hotel California“ von Barney Hoskyns ist gar davon zu lesen, dass jene Tour 1974 zwar geschätzte 11 Millionen Dollar einbrachte, davon pro Bandmitglied aber nur 300 000 Dollar übrig blieben – aufgrund von Größenwahn, Dekadenz und Verschwendung. Das ist u.a. eines der Phänomene, die ich unter dem Begriff Stadionrock kurz und knapp zusammenfassen wollte. Es geht also nicht nur um die Musik oder böse/gute Bands und Künstler, sondern um Veränderungen und Verschiebungen im Musikbusiness allgemein.
Patti Smith soll also ein Gegenentwurf zu der „drogengetränkten“ Tournee von CSN&Y sein? In dem Sinne Heroin gegen Kokain, oder wie sonst ist das zu verstehen? Patti Smith als nicht drogendurchwalkt zu sehen, kann ja nicht mehr als ein Witz sein.
Veränderungen und Verschiebungen im Musikbusiness? Größenwahn, Dekadenz und Verschwendung gehören doch fast zwangsläufig zu einem Business des schnellen Geldes dazu, meine ich. Das war in der Unterhaltungsbranche eigentlich nie anders – Brot und Spiele eben. Von 11 Mio USD sind also mindestens 1,2 Mio übrig geblieben? Das ist doch ein gutes Ergebnis, unter dem Strich, bei all dem Spaß, den die gesamte Mannschaft wahrscheinlich dabei hatte. Schlimmer fände ich es, wenn alle 11 Mio übrig geblieben wären, auf dem Konto von irgendeinem Saftsack womöglich. So wird doch der Wirtschaftskreislauf angekurbelt.
Größenwahn, Dekadenz und Verschwendung sind im übrigen auch durchaus Kennzeichen von Patti Smith, zumindest in den 70ern, als sie dem Massen-Erfolg nicht gerade abhold war und ihn mit Springsteen-Titeln und „1 2 3 4 Wave“-Wedeln im Gegenteil ziemlich aktiv suchte. Den Auftritt etwa im Rockpalast (ich glaube 1978) als nicht dekadent, größenwahnsinnig und verschwenderisch zu sehen, heißt wohl mit Blindheit geschlagen zu sein. Ich finde, gerade diese Mischung machte ihn faszinierend und interessant. Beeindruckend, wie sie mit der drogenpräsenten Intensität ihres dilettierenden Klarinette-Getröte die Spreu vom Weizen trennte, wunderbar.
Den Gegenentwurf zu den gniedelnden Gitarrenhelden und klassisch-handwerklichen Bombast-Keyboardern fand ich da schon nachvollziehbarer, muss ich sagen. Da gehört er wohl eher hin. Und Toto hat selbst zu Glanzzeiten bestimmt nicht so viel verschwendet wie CSN&Y. Schaffe schaffe Häusle baue.
kramerTagoMago mag ein Gegenentwurf sein, allerdings einer der mich musikalisch und inhaltlich weder begeistert noch überzeugt und erst recht nicht emotional sondern vielmehr verkopft auf mich wirkt.
Mit Verlaub: Hier stellt sich mir die Frage, wessen Kopf diese Wirkung erzeugt. Die der Musiker jedenfalls können es, finde ich angesichts der auf mich sogar extrem emotional wirkenden von ihnen produzierten Musik, kaum sein. Vielleicht haben wir ja auch ein gänzlich anderes Verständnis von Emotion. Lass mich mal interpretieren: Deins hat viel mit deinem „Bauch“ zu tun, das legt jedenfalls der „Verkopfungs“-Begriff nahe, und es spricht auch aus vielen deiner Äußerungen. Ich sehe zwischen Kopf und Bauch eher keinen Gegensatz und eigentlich überall jede Menge Platz für alle Arten von Gefühlen, einschließlich der gemischten.
Worauf ich aber eigentlich hinaus will, ist natürlich, dass du für TagoMago und Can allgemein offensichtlich keinerlei Ansatz zum Verständnis gefunden hast. Was ja auch prinzipiell in Ordnung ist, das ist ja deine Sache. Dennoch hast du dich dazu in exponierter und eigentlich dort gar nicht gefragter Weise an anderer Stelle geäußert. Lass solche Dinge doch einfach, dann bleibt dir wahrscheinlich auch der Vorwurf der Unglaubwürdigkeit erspart.
kramerKönntest Du mich bitte korrekt zitieren und (auch nicht zu Demonstrationszwecken) nicht „TagoMago“ einsetzen, wo eigentlich „Horses“ stehen sollte? Es gibt garantiert Leser, die nicht den ganzen Thread studiert haben und somit in die Irre geführt werden könnten. Danke.
Ich habe das fragliche Zitat gelöscht. Ursprünglich hatte ich die geänderten Stellen zur Kennzeichnung kursiv herausgehoben, aber vergessen, dass Zitate insgesamt kursiv gesetzt werden. Du willst das nicht, verstehe ich, kommt nicht wieder vor. Aber verstanden hast du sehr wohl, worauf das rauslaufen sollte, hoffe ich: Die Goldene Regel.
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The only truth is music.