Re: kramers LP Faves

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daniel_belsazar

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kramerdenn schließlich ist „Horses“ der erste große Gegenentwurf zu Bombast, Stadionrock und emotionaler Leere in der Musik.

So sehr ich manche deiner Auffassungen und Wahrnehmungen zu „Horses“ teile (ja, du liest richtig), muss hier doch meiner Meinung historisch etwas korrigiert werden. Als „Stadionrock“ kommen 1975 wohl allenfalls die Rolling Stones (+ evtl. noch Led Zeppelin in den USA) in Betracht, deren Rezeption durch Patti Smith eindeutig eher positiv zu sehen ist. (Es gab allerdings damals nicht wenige Menschen, die der Meinung waren, dass die Stones ihren emotionalen Drive ziemlich aus dem Auge verloren hätten, unter anderem waren sie vielen Punk-Beteiligten zumindest bis zur ihrer „Antwort“ Some Girls durchaus verpönt.)

Stadionrock – ohnehin wie ich finde ein sehr schwammiger Begriff – beginnt aber eigentlich erst richtig in den 80ern. Falls du vielleicht AoR (Adult oriented Rock) meinst, also sowas wie Foreigner etc, davon gab es zu „Horses“-Zeiten allenfalls erst zaghafte Ansätze. Der eigentliche Beginn ist hier wohl mit Boston („More than a feeling“ 1976) anzusetzen, also zeitlich nach Horses, das mithin auch kein Gegenentwurf dazu gewesen sein kann.

Darüber hinaus bin noch der Meinung, dass Horses so alleine dann doch nicht dastand, insbesondere hinsichtlich der Frage „gegen Bombast und emtionale Leere“. Da gab es durchaus auch andere, ich möchte hier nur mal kurz die Namen Eno und Peter Hammill fallen lassen, ein weiterer folgt unten. Recht zu geben ist dir allerdings im Hinblick auf allgemeine Aufmerksamkeit und vermutlich auch auf den kommerziellen Erfolg. Das Teil hat einfach voll in den Zeitgeist der westlichen Welt reingehauen in seiner Radikalität und nicht unwesentlich auch mit der weiblichen Komponente der intellektuellen Rebellion.

kramer

Angesichts der vehementen Argumente, mit denen du Horses und Marquee Moon verteidigst, sind mir deine 2 1/2 kümmerlichen Sternchen für TagoMago wirklich völlig unverständlich, ja sogar geradezu ärgerlich. Vielleicht versuchst du’s nochmal als mindestens ebenso radikalen „Gegenentwurf“ wie Patti Smith zu begreifen? TagoMago ist nichts weniger als das.

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