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Mein Witz fuer den Mittwoch:
Das Problem ist doch, dass Rock’n’Roll – und alles, was damit in Zusammenhang steht – mit den von Sokrates angewendeten Bewertungsmaßstäben gar nicht erfassbar ist. Wer etwa nach instrumentaltechnischer Virtuosität oder nach strenger Einhaltung kompositorischer Gesetze und Formen sucht, wird mit Rock’n’Roll niemals glücklich werden. Nach diesen Kriterien hätten John Lee Hooker, John Coltrane, Chuck Berry, die Rolling Stones, die Ramones oder eben Patti Smith tatsächlich keine Daseinsberechtigung.
Allerdings gibt es auch (oder gerade) in Europa – angefangen bei Rousseaus Ideal des „edlen Wilden“ über Baudelaires „Ästhetik des Hässlichen“ bis hin zum deutschen Expressionismus – schon lange ein dem appollinischen Schönheitsideal entgegengesetztes Modell – das des Dionysischen. Der deutsche Expressionismus etwa stellt – beispielsweise in der Malerei, aber auch bei einigen Literaten – den puren, unvermittelten und möglichst unreflektierten, ja rauschhaften Ausdruck von Gefühlen eindeutig über die „Form“ in den Vordergrund. Ihn mit den Kriterien des Ästhetizismus der Jahrhundertwende zu bewerten, hieße, sein eigentliches Wesen zu verkennen. Anders ausgedrückt: wer die Kriterien des Ästhetizismus auf den Expressionismus anwendet, wird sich über falsche Strichstärken aufregen und sich über unrealistische Farben mokieren…und sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, den Expressionismus nicht zu verstehen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Keith Richards ist ein besserer Gitarrist als Eric Clapton und Patti Smiths HORSES ist besser als Dire Straits‘ BROTHERS IN ARMS.
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