Re: kramers LP Faves

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Sonic JuiceDeine Seitenhiebe treffen den pompösen Stadion-Metal ganz gut, wenn sie natürlich auch nicht annähernd das vollständige Bild dieser sehr komplex verzweigten Szene wiedergeben, die – wie wohl in jeder der subkulturellen Szenen der 80er – aus einem breiten und sehr lebendigen Untergrund-Biotop mit Fanzines etc. schöpfte und in diversen Ausformungen jenseits des klassischen Heavy Metal und insbesondere Hard Rock Anknüpfungspunkte zu allen möglichen Stilrichtungen von Hardcore über Prog und Hip Hop bis hin zu Noise hatte – und gerade dort oft genug keineswegs breitbeinig und machohaft.

Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, will ich auch gar nicht. Was ich damit sagen will ist folgendes: Heavy Metal wurde seine Stadiontauglichkeit schon in die Wiege gelegt. Klassischer Metal eignet sich wunderbar für große Open Airs, Shows, Gesten, Party, etc. Eben alles, was man braucht, um mal ein Wochenende abzuschalten und „die Sau rauszulassen“. Ist nicht mein Ding, will ich aber auch gar nicht kritisieren. Beim klassichen Hardcore ist das Gegenteil der Fall, denn bei HC sprechen wir von kleinen lokalen Szenen, denen jeder Starruhm zuwider ist, die DIY propagieren und die nur durch die aktive Beteiligung der Bands und der Fans überleben können. Es ging bei HC um eine grundlegende Einstellung, die sich nicht nur über Parties und höher, weiter, schneller definierte, sondern weit darüber hinaus ging und eben nicht selten auch politisch gefärbt war. Als MTV dann HC in weichgespülter Form und durch abstoßende Pseudo-Bands wie Rage Against The Machine für sich entdeckte, war HC logischerweise aufgrund der wohlbekannten Mechanismen (siehe Punk) längst tot.

Sonic JuiceDamals auf dem Lande haben wir übrigens wirklich Metal und Hardcore ohne Berührungsängste mit gleicher Begeisterung gehört, natürlich in erster Linie „weil es ordentlich abgeht“. Wie auch immer: Dass man als Freund angehimmelter Arenen-Stars im Nachhinein auch eine einseitige Hardcore-Liebe entwickeln kann, sieht man im Übrigen ja auch an dem Stones- und Oasis-Fan in Dir.;-) War Hardcore für Dich auch Pubertäts-Soundtrack oder bist Du erst später mit einem, sagen wir mal, kunstverständigerem, intellektuell fundierterem Interesse darauf gestoßen?

Natürlich darf jeder HC hören, der auch Metal hört. Mir ging es ja auch nur um ein grundlegendes Verständnis dieser wunderbaren und im Kern überaus korrekten Bewegung, die es wirklich schaffte, ein paar desillusionierte Kids dazu zu mobilisieren Konzerte zu veranstalten, in Bands zu spielen, Platten herauszubringen, Fanzines zu veröffentlichen, etc. und nicht nur gelangweilt und unkritisch zu konsumieren.

Ich bin übrigens erst lange nach meiner Pubertät auf HC gestoßen.

Sonic JuiceMit „verabscheuungswürdigem Crossover“ meinst Du Biohazard & Konsorten? Da der Begriff ja recht deutungsoffen ist, fallen oder fielen darunter auch diverse Bands, die ich keineswegs so kritisch sehe, z.B. Samhain, Prong oder Life Of Agony und bei weiterer Auslegung auch Beastie Boys (immerhin hat Kerry King auf deren Album-Debüt gespielt) oder Faith No More.

Biohazard gehören für mich sicherlich dazu. Auch Bands wie Limp Bizkit, Linkin Park und klar, auch die Beastie Boys. Für mich fast alles schlimm bis unerträglich.

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