Re: Van Morrison – Pay The Devil

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The Horst of all Horsts

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otisZweimal Hören ist genau richtig zwischen erster Begeisterung/Ablehnung und Distanz/Schönhörenwollen. Also nur zu.

Der große Wurf ist es natürlich nicht. Wer hätte das auch erwartet. Aber nach seinen schrecklich missglückten Arbeiten der letzten Jahre, ist ein Morrison-Country-Album eine wahre Wohltat. Nachdem seine besten Platten ja von einer eigenen Mixtur aus Soul, Blues, Jazz, Country, Gospel und was weiß ich noch alles lebten, hat er es in den letzten Jahren anscheinend darauf angelegt, diesen Mix in seine Bestandteile zu zerlegen. Und man könnte den Herrn gar nicht lange und laut genug preisen, wenn mit Erscheinen diese Country-Albums endlich seine Jazz-Frühschoppen-Muckerphase beendet sein sollte.
Wenn ich nun behaupte, dass „Pay The Devil“ sein bestes Album seit ca. 10 Jahren ist, so ist das ein ähnlich hinterfotziges Lob, als ob man Jürgen Klinsmann als besten Bundestrainer seit Franz Beckenbauer bezeichnen würde. Was war denn schon davor?
Aber „Pay The Devil“ ist wirklich gelungen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Songauswahl ist stimmig, die drei Eigenkompositionen fügen sich nahtlos ein, allen voran „This Has Got To Stop“.
Die Arrangements sind old fashioned, aber ohne die Muffigkeit seiner Jazz-Exkursionen – und auch weit abwechslungsreicher.
Beim ersten Hören hatte ich am meisten Probleme mit seiner Stimme, die ja von einigen anderen auch schon kritisiert wurde. An vielen Stellen nerven seine Manierismen und es wäre wohl besser gewesen, den Gesang nicht so in den Vordergrund zu mischen, sondern mehr in die Arrangements einzubetten. Wobei sich dieses Missfallen beim zweiten und dritten Hören mehr und mehr relativiert. Ein klassischer Country-Sänger ist er natürlich nicht, schließlich ist er der Belfast und nicht der Nashville Cowboy.
Mir macht das Album durchaus Spaß, und das ist schon weit mehr als ich erwartet habe.
Wer es sich kaufen will, sollte unbedingt darauf achten, die 15-Track-Version zu bestellen, denn „Don’t You Make Me High“ zählt zu den besten Stücken, nicht zuletzt, weil er hier entspannter singt als auf vielen anderen Nummern.

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What's a sweetheart like me doing in a dump like this?