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monoton
Parker war für Coltrane (und die Entwicklung des Jazz) natürlich außerordentlich wichtig, er war ein Genie ohne jeden Zweifel und vielleicht wie behauptet der größte Saxophonist aller Zeiten. „Für“ Coltrane spricht m.M.n. diese unfaßbar weitreichenden, persönlichen Entwicklungen („Giant Steps“ bis „Ascension“) und die für mich heute relevanteren Kompostionen. Natürlich „brauchte“ Coltrane Parkers Errungenschaften und die enormen gesellschaftlichen Entwicklungen der 60er Jahren, die Freiheit Stück für Stück in Gedanken und Ton zuließen. Wenn man sich aber Miles Davis als Vergleich ansieht: Der brauchte letztlich bis 1969 („In A Silent Way“) bzw. 1970 („Bitches Brew“) zur nächsten vollen Stufe. Und wenn man mal ehrlich ist, unabhängig davon was einem besser gefällt oder was man hochwertiger findet, ist Coltrane den radikaleren und weiteren Weg in kürzerer Zeit gegangen.Wie auch immer, ich möchte keinem der genannten Musiker Leistung absprechen und eigentlich auch nicht vergleichen, aber wenn Du, newk , darauf bestehst, lehne ich mich halt aus diesem Fenster.
zum vergleichen und abwägen sind wir doch hier;-) die Sache mit den vollen Stufen find ich schwierig – und ich find man wird weder Coltranes noch Miles Entwicklung von 1955-67/70 gerecht, wenn man sie als Weg in die Freiheit sieht… klar, diese per aspera ad astra Geschichte sitzt tief in der Art wie wir den Jazz diskutieren, und die Subgenregrenzen sitzen fest in vielen Köpfen… klar kann man sagen, Miles hat von Dig (dem ersten Hard Bop Album überhaupt sagt man…) bis Filles Hard Bop gespielt… dabei verkennt man, dass er das Genre immer wieder neu geprägt hat, das seine Musik viel mehr als die von Coltrane und (vielleicht noch stärker) Parker, auch Nebenwege genommen hat, die Miles/Evans-Alben waren als sie erschienen nicht die revolutionärsten Miles Alben, die es bis dahin gegeben hatte – aber das macht sie kein Stück schlechter… blumiger gesagt, Miles Davis Reise durch die Musikgeschichte war viel weniger eine persönliche Entwicklung, die in Musik umgesetzt wurde, sie war stärker geprägt von Begegnungen mit anderen, Beobachtungen, sowas… Miles (und Mingus, und Monk) stehen ja auch ein gutes Stück weit irgendwie außerhalb/neben der Jazzgeschichte (während der Hauptstrom durch Parker/Bud Powell und Coltrane geht…) [brauche wohl nicht sagen, dass das alles sehr subjektiv ist… und oben hab ich das ja auch etwas anders erzählt;-)]
noch ein Wort zu Parker: klar, dessen Entwicklung, zumindest der dokumentierte Teil davon, war viel kürzer – blöd gesagt, hat er die Jazzwelt ja nur ein einziges Mal mit seinen beeindruckenden Neuerungen verblüfft… was man aber sehen muss, ist, dass von ihm nicht nur die Sprache des Bebop kommt (jedenfalls wesentliche Teile davon), er hat auch die Rolle des Jazzmusikers in der Welt entscheidend umdefiniert (vom Revueartisten, zum Künstler, der mit seinen zehnminütigen Saxophonsoli den Menschen ihre Grenzen vor Augen führt – und wenn man will, ist Coltrane darüber nicht wirklich hinausgekommen (vielleicht anders als Miles…))
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