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Habe gerade mit Genuß gypsy tail winds Ausführungen und Details zu Coltranes Technik gelesen. Auch der Beitrag von redbeansandrice hat mir gut gefallen. Vielen Dank Euch beiden für die Mühe und Zeit die Ihr hier im Forum immer in die „gute Sache“, den Jazz, investiert.
redbeansandrice
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mal ehrlich, das kann man doch in jedem Schwimmbad besser sehen.
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Zunächst einmal hätte ich gerne die Adresse des von Dir frequentierten Schwimmbades. Es scheint dort von schönen Menschen nur so zu wimmeln.
Aber um meinen Gedanken daran noch mal kurz zu veranschaulichen. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn Dich Michelangelos David nicht anspricht. Probleme hätte ich allerdings, wenn jemand sagte: David hatte ja ganz schön blasse Haut und hätte mal öfter in die Sonne gehen sollen, außerdem hatte er eine ganz schöne Pottfrisur und überhaupt stehe ich mehr auf nackten Busen. Dieser Michelangelo hätte sich einfach mal ein bißchen mehr Mühe geben sollen, daher: Michelangelo – David ***
Einen historischen Wert im vorbeigehen abzuurteilen, sich selbst als Richter zu erhöhen und alle bisher von Menschen erworbenen Kenntnisse zu einem Werk zu übergehen, kann ich nicht einfach so stehen lassen.
Klar kann man sagen, das bezieht sich dann auf jede Form der Rezension, egal ob Coltrane oder Davis oder Radiohead (die ich im übrigen auch sehr mag). Und ja, ich finde Respekt und Anerkennung für Leistung sollte immer erkennbar bleiben. Bei einem Verriss sollte man sich seiner Sache schon sehr sicher sein.
newkMit diesem Statement lehnst Du Dich ja weiter aus dem Fenster als Bicho mit seinen Besternungen.
Findest Du ensthaft, daß Coltrane in diesen Jahren „genialer“ war als z.B. Mozart Mitte bis Ende der 1780er oder Charlie Parker zwischen 1945-1949?
Zur Ausgangslage: Ich hatte Coltrane ja mit diesen Genies auf eine Stufe gestellt und nicht behauptet Mozart/ Parker ***. (Zwinkersmilie)
Auch wenn ich niemandem widersprechen würde, der Deinen Ansatz teilt, so würde ich schon behaupten, dass Coltranes Entwicklungen von bspw. „Giant Steps“ (welches die Entwicklungen des Jazz der 50er Jahre zusammenfaßt und auf den Punkt bringt) über die (kompletten) Aufnahmen vom 1. bis 5.11.1961 in Village Vanguard, in denen John mit seinen kongenialen Mitstreitern Eric Dolphy, McCoy Tyner, Reggie Workman und Elvin Jones das meiner Meinung nach bisher existierende MUSIKALISCHE STATEMENT abliefern (welches natürlich von der damaligen Kritik überhaupt nicht verstanden werden konnte; wie sollte das im reaktionären Amerika von 1961 auch möglich sein?) über ünzählige weitere noch heutige gültige Meisterwerke (u.a. „A Love Supreme“) bis zur völligen Dekonstruktion und Freiheit (Free Jazz) des Genies in „Ascension“ einzigartig sind.
Parker war für Coltrane (und die Entwicklung des Jazz) natürlich außerordentlich wichtig, er war ein Genie ohne jeden Zweifel und vielleicht wie behauptet der größte Saxophonist aller Zeiten. „Für“ Coltrane spricht m.M.n. diese unfaßbar weitreichenden, persönlichen Entwicklungen („Giant Steps“ bis „Ascension“) und die für mich heute relevanteren Kompostionen. Natürlich „brauchte“ Coltrane Parkers Errungenschaften und die enormen gesellschaftlichen Entwicklungen der 60er Jahren, die Freiheit Stück für Stück in Gedanken und Ton zuließen. Wenn man sich aber Miles Davis als Vergleich ansieht: Der brauchte letztlich bis 1969 („In A Silent Way“) bzw. 1970 („Bitches Brew“) zur nächsten vollen Stufe. Und wenn man mal ehrlich ist, unabhängig davon was einem besser gefällt oder was man hochwertiger findet, ist Coltrane den radikaleren und weiteren Weg in kürzerer Zeit gegangen.
Wie auch immer, ich möchte keinem der genannten Musiker Leistung absprechen und eigentlich auch nicht vergleichen, aber wenn Du, newk , darauf bestehst, lehne ich mich halt aus diesem Fenster.
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