Re: Klassik: Fragen und Empfehlungen

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soulpope……vielleicht kann clasjaz seine Eindrücke mit uns teilen ?

Aus der Erinnerung heraus … doch, gypsy, kann gut sein, dass ich einmal eine Empfehlung zu Barshai ausgesprochen habe. – Ich kenne die Symphonien aus dieser Box, die aber inzwischen verflixt teuer ist:

Also aus der Erinnerung heraus … Das sind – und das mag abschrecken auf den ersten Höreindruck – hochgediegene Einspielungen, Interpretationen, die das Pathos eher verstecken, als es auf dem Tablett zu servieren. Aber die Kehrseite ist: es lauert überall trotz der vordergründigen Zurückgenommenheit. Das möchte ich nicht für jede Symphonie behaupten, zumal ich sie lange nicht gehört habe, aber für V z. B. trifft das sehr zu. Wenn ich es zugespitzt sagen soll: Barshai schützt den Hörer gleichsam, indem er so spielen lässt, als stünde der Hörer draußen vor dem Konzertsaal und von dort heraus kommt der Irrsinn – der draußen eben zu ertragen ist. Man steht wie vor einer halb geöffneten Konzertsaaltür, sitzt aber nicht drinnen. Was zur Folge haben kann, dass man umso mehr mit dem Ohr an der Wand klebt, um zu hören, was da vor sich geht. Imagination ist also gefordert und genau das schätze ich sehr an diesem abgeklärten Zugriff Barshais, es sind gleichsam Metainterpretationen und als solche gewiss eine Basis und auch Gipfel, von denen man hinüber zu anderen Großen sehen kann.

Denn das bleibt ja wie bei so vielen symphonischen Monstern: Man kommt nicht heraus aus den Pfaden, die sich überall verlaufen, dort Facetten möglich machen, die andere notwendig ausschließen. Also die Ergänzung durch einzelne Einspielungen wie etwa Mravinsky ist sicher erforderlich, wenn man Schostakowitschblut geleckt hat. Kondrashin kenne ich mit Sch. leider nicht, würde da aber auch blind Vertrauen haben.

Barshais Einspielungen sind nüchtern, das gewiss, und ich will auch gar nicht so weit gehen, diese Nüchternheit in die bekannte „heilige“ umzudeuten. Aber etwas davon steckt in den Einspielungen. Die Wirkung ist aber eher eine, die sich einschleicht – umso länger bleibt sie dann in den Eingeweiden.

(Ach ja, soulpope, danke noch für den Hinweis zu Youra Guller, ich lese hier gerade wenig und bekomme die Dinge oft nicht mit.)

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