Re: Klassik: Fragen und Empfehlungen

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gypsy-tail-wind
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grünschnabelHm, also deine Bescheidenheit in allen Ehren, aber wer Musik so intensivst empfinden, in Bezug setzen und sich so subtil darüber äußern kann, muss sich m.E. nicht gerade als Laie bezeichnen. Zudem muss ich so dermaßen passen, wenn es um deinen gigantischen Musikkonsum und -vorrat geht. Ich kenne fast keine Aufnahmen und höre auch nicht so viel Musik, von daher kann ich bei den allermeisten Sachen hier – und also auch der „Aida“ – überhaupt nicht mitreden (bin dann sozusagen ein echter Aufnahme- und Repertoire-Laie…).

Es ging mir in erster Linie darum, dass ich mit einem Satz wie dem hier:

grünschnabel(der Fugato-Satz in selbigem Stück lässt sich nach Stefan Kunze stark mit der kontrapunktischen Prüfungsszene in Verbindung bringen)

bisher nichts anfangen kann. Ich kenne die Basics, aber habe keine Ahnung von den Formen klassischer Musik, von Harmonielehre ebenso nur sehr am Rande, aus dem Jazz halt, aber dort geht es darum, herauszufinden, was man mit etwas Gegebenem anstellen kann, in der Klassik ist das Gegebene da und beruht wiederum auf Anderem – und das zu analysieren bin ich nun definitiv nicht imstande. Daher, bei allem intuitiven Wissen und all der Musik, die ich höre, betrachte ich mich als Laien.

grünschnabelAber noch einmal zur „Zauberflöte“: Ich höre das so, dass die Musik sich nicht annähernd in ihrer „Verweisfunktion“ (und ich würde hier eher sagen: in ihrer abstrahierten Korrespondenz) erschöpft. Direkte, „materielle“ Verweise gibt es ja auch gar nicht. Wenn Mozart diese Ouvertüre als Einzelstück veröffentlicht hätte, würde ich keinerlei „intertextuelle“ Verweisfunktion erahnen können. Kann es nicht sein, dass die Erwartungshaltung an ein größeres Ganzes letztlich dem Wissen um den gegebenen Kontext entspringt?

Nein, die Musik erschöpft sich nicht in ihrer Funktion im Hinblick auf das Ganze. Die Frage mit dem Kontext ist für mich nicht zu beantworten, da ich nicht hinter mein Wissen zurücktreten kann (wie gerne hätte man manchmal diese Möglichkeit!).

Was ich mir jedoch ganz unabhängig von allen Erklärungen einbilde ist, dass Opern-Ouvertüren oft etwas pompöser, schwungvoller, dramatischer geraten sind als kürzere Orchesterstücke es sonst sind. Daher rüht wohl im Grunde mein ganzes Misstrauen :-)

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