Re: Klassik: Fragen und Empfehlungen

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

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gypsy tail windEntschuldige mein laienhaftes Gerede – das ist alles ganz gewiss nur intuitiv erfasst! Musiktheoretisch bin ich nicht bewandert. Aber was Du zur Ouvertüre der „Zauberflöte“ und ihrem Bezug zu den Prüfungen (das meinst Du doch, ja?) sagst, geht schon so weit, wie ich mit dem in diesem Fall nicht abwertend gemeinten Wörtchen der „Gebrauchsmusik“ andeuten wollte. Natürlich kann das Stück dennoch für sich selbst stehen, aber, um einen ganz anderen Vergleich zu bemühen, ich möche auch nicht nur den Vorspann eines Filmes sehen, während mir der Rest vorenthalten bleibt – obwohl der Vorspann in nuce oft schon beinah den ganzen Film enthält bzw. die Aufmerksamkeit des Zuschauers ganz gezielt in gewisse Bahnen lenkt (und seien sie trügerisch). Das genau ist es wohl, was mich im Kern an den abgesonderten Ouvertüren irritiert: diese Musik deutet hin, verweist, bereitet vor, sie zeigt – und all das läuft dann ins Leere.

Dass es sich mit früheren Ouvertüren anders verhält, ist mir bewusst (das kurze Vorspiel zur „Aida“ ist ja auch wieder ein Beispiel, nicht? Das Ding – Preludio benannt – wurde doch auch anderso enthliehen?). Ich hätte das oben eingrenzen sollen. Momentan treiben mich die späten/reifen Mozart-Opern um, daher passte das auch, als ich vorhin die Walter-CD hörte (gibt es von ihm eigentlich auch Opern-Aufnahmen?).

Hm, also deine Bescheidenheit in allen Ehren, aber wer Musik so intensivst empfinden, in Bezug setzen und sich so subtil darüber äußern kann, muss sich m.E. nicht gerade als Laie bezeichnen. Zudem muss ich so dermaßen passen, wenn es um deinen gigantischen Musikkonsum und -vorrat geht. Ich kenne fast keine Aufnahmen und höre auch nicht so viel Musik, von daher kann ich bei den allermeisten Sachen hier – und also auch der „Aida“ – überhaupt nicht mitreden (bin dann sozusagen ein echter Aufnahme- und Repertoire-Laie…).

Aber noch einmal zur „Zauberflöte“: Ich höre das so, dass die Musik sich nicht annähernd in ihrer „Verweisfunktion“ (und ich würde hier eher sagen: in ihrer abstrahierten Korrespondenz) erschöpft. Direkte, „materielle“ Verweise gibt es ja auch gar nicht. Wenn Mozart diese Ouvertüre als Einzelstück veröffentlicht hätte, würde ich keinerlei „intertextuelle“ Verweisfunktion erahnen können. Kann es nicht sein, dass die Erwartungshaltung an ein größeres Ganzes letztlich dem Wissen um den gegebenen Kontext entspringt?

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