Re: Klassik: Fragen und Empfehlungen

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

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gypsy tail wind(…) aber auch wenn die Stücke für sich allein stehen können (und man verstehe mich nicht falsch, ich halte die Ouvertüren zur Zauberflöte und erst recht jene des Figaro für grossartige Stücke!) sind sie eben doch als Teil eines Ganzen angelegt … oder ich nehme sie sehr stark so wahr, und wenn sie isoliert dastehen, führt das zu einer gewisse Konsternation.

Ja, es ist wohl auch so, dass Mozarts Ouvertüren sich ab der „Entführung“ auf das Stück selbst beziehen. Dies passiert allerdings eher auf so eine Art sinnbildlicher (die drei „Zauberflöten“-Einleitungsakkorde) oder gar abstrakter (der Fugato-Satz in selbigem Stück lässt sich nach Stefan Kunze stark mit der kontrapunktischen Prüfungsszene in Verbindung bringen) Ebene. Wenn man innerlich diese Bezüge knüpfen kann (und sei dies auch nur intuitiv), kann ich es sehr gut verstehen, dass die Isolierung der Ouvertüre als defizitär empfunden wird.

gypsy tail wind
Bei den Ouvertüren, um darauf zurückzukommen, ist mein Problem wohl, dass sie – auch die besten – Gebrauchsmusik sind, einen Teppich ausrollen, das oft mit vergleichsweise viel Pauken und Trompeten … in den meisten Fällen nicht die subtilste Musik.

Das würde ich nicht verallgemeinern. Ich meine, dass die Ouvertüre tendenziell durch die Jahrhunderte bis zumindest Wagner eine Aufwertung erfahren hat. Die älteren italienischen Ouvertüren waren sicherlich diese doch recht austauschbaren „Eröffnungsgesten“ mit weniger künstlerischem (Eigen-)Wert.
Das „Rheingold“- und „Parsifal“-Vorspiel hingegen sind enorm subtil und sublim ausgearbeitete „Teile“, die im Kontext des Gesamtkunstwerks für meine Begriffe wirklich leuchtende Gipfel der Opernkunst bilden. Hier wie auch bei der „Zauberflöte“ würde ich persönlich keinesfalls von „Gebrauchsmusik“ sprechen.

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