Re: Klassik: Fragen und Empfehlungen

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Anonym
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Seit einigen Jahren schon gab es keine Erschütterungen mehr bei Klassik-Einspielungen für mich, wie auch, ich kümmere mich darum nicht mehr eigens. Aber jetzt, das 3. Klavierkonzert von Bartók mit Dinu Lipatti und Paul Sacher, der das Orchester des Südwestdeutschen Rundfunks dirigiert, am 30. Mai 1948, es ist in der Lipatti-ICON-Box. Das Dritte war mir immer das liebste unter den Dreien, ein paar Leute habe ich ausprobiert, Pollini (mit 1 und 2) und andere, das alles kam aber nie an Géza Anda und Ferenc Fricsay heran, an die Spannung bis zum Zerbrechen, gerade im zweiten Satz des 3. Konzerts habe ich mich oft gefragt: wie die das aushalten – und Bartók, so verstehe ich das jedenfalls, hat den Ausbruch der Spannung dann im 3. Satz gegeben bis hin zu dessem ekstatischen Ende – in dem aber keine, keinerlei Freude ist, und that’s it.

Und nun Lipatti und Sacher, die das alles noch verschlimmern, verstärken. Lipatti spielt mit einer zwingenden Überzeugungskraft, vor der das Orchester – was so oft geschieht – nicht zurückschreckt, sie sind alle Solisten, scheint mir fast, vielleicht ist das auch die Bedingung für Lipatti gewesen an diesem Tag, die Herausforderung, die ihn immer weiter treibt, und umgekehrt das Orchester mit Sacher so gut, dass es durch Lipatti angetrieben wird. Das alles hat nichts von einer sogenannten „Sternstunde“, das ist der ausgespielte Abgrund, so wie er komponiert sein mag.

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