Re: Meine neuesten Musikbücher

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stefane
Silver Stallion

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Michael Streissguth – Johnny Cash at Folsom Prison – The Making of a Masterpiece

http://dacapopress.com/perseus/book_detail.jsp?isbn=0306814536

Einleitend geht Michael Streissguth auf Johnny Cashs GI-Zeit in Landsberg am Lech ein und auf die Entstehungsgeschichte des 1953 geschriebenen Songs „Folsom Prison Blues“, den Johnny Cash 1955 für Sun Records erstmals aufnahm. Interessant und mir vorher unbekannt, daß sich Johnny Cash hierfür wohl recht großzügig bei dem Song „Crescent City Blues“ von Gordon Jenkins bedient haben muß (was nach dem Erfolg der Platte „Johnny Cash at Folsom Prison“ in den 70er-Jahren zu einem Gerichtsverfahren und einer Ausgleichszahlung an Gordon Jenkins führte).
Es folgt eine Schilderung von Johnny Cashs Weg in den 50er- und 60er-Jahren, seiner schwerwiegenden Drogenprobleme und seiner Karriere, die unmittelbar vor den Folsom Prison-Aufnahmen wohl in einer Art Sackgasse angekommen war.
Planung, Vorbereitung und Verlauf der Folsom Prison-Konzerte (es waren zwei Konzerte, eines vormittags, das andere nachmittags) werden sehr detailliert dargestellt und wunderbar durch die tollen Photos von Jim Marshall ergänzt.
Am interessantesten waren für mich die abschließenden Kapitel zur Vermarktung und Wirkungsgeschichte der Platte:
Michael Streissguth stellt die – vorsichtig ausgedrückt – sehr zögerliche Haltung von Columbia dar, die sich erst änderte, als die Platte über Underground-Radiosender eine sehr hohe Popularität bei einer Nicht-Country-Hörerschaft erreichte. Auch die nachträgliche Manipulation und Montage der Publikumsreaktionen im Studio sowie der (erfolgreiche) Versuch, schon ein Jahr später mit „Johnny Cash at San Quentin“ vom Folsom Prison-Mythos zu profitieren, werden behandelt.
Schließlich stellt Michael Streissguth dar, weshalb er in „Johnny Cash at Folsom Prison“ das wichtigste Album in Johnny Cashs Karriere sieht und wie die Rezeption der Platte über den begrenzten Country-Markt hinaus in gewisser Weise auch Johnny Cashs Spätwerk mit den American Recordings-Aufnahmen durch Rick Rubin erst ermöglicht, zumindest aber begünstigt hat.

Fazit: Wunderbares, sehr lebhaft geschriebenes, enthusiastisches und – soweit ich das beurteilen kann – glänzend recherchiertes Buch. Definitiv lesenswert.

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"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)