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Hallo, Ihr!
Ziemlich verspätet aber doch möchte ich mich in diese (vielleicht schon langeweilig gewordene) Diskussion über die neue Platte von Scott Walker einschalten. Ich glaube, daß über diese Platte nicht zu viel, aber viel zu früh geurteilt und geschrieben wurde. Wir hätten uns alle Zeit lassen sollen dieses großartige Werk anzuhören, wirken zu lassen, zu sehen ob es Teil unseres Alltags werden kann und will, oder ob sie uns erschreckt, abstößt und ratlos zurückläßt. Niemand kann dieser Platte vorwerfen, daß sie nicht eines versucht: neue und bisher weitesgehend ungehörte Musikwelten zu entwerfen. Allein dieser Punkt sollte honoriert werden, anerkannt werden und danach kann und darf eine Diskussion stattfinden, inwiefern wir es hier mit großer Kunst zu tun haben oder einfach nur mit einem prätentiösen Werk, das nur vorgibt interessant und tiefgründig zu sein.
Ich für meinen Teil kann davon sprechen, daß diese Platte überraschend gut in meinen Alltag paßt, die CD immer wieder mal ihren Weg in den CD-Player findet, dann aber jegliches Licht, das im Sommer in mein Zimmer drang einfach verschluckt, lächerlich macht, als niemanls existent abtut. Es gibt kein schönes Leben, es gibt keine Freude in dieser Platte – zumindest keine oberflächliche, seichte. Wie bereits geschreiben wurde, ist diese Platte dennoch eine äußert luzide, eine sehr wache Platte, die jeden aus der Depression reißen sollte um ihm eine neue Welt zu zeigen, die voll ist von merkwürdigen Geräuchen, die der Auseinandersetzung absolut lohnen. Wer bei dieser Platte in eine Depression verfällt hat sie nicht verstanden – es ist eine Platte die aufrütteln will, die zeigen will, wie inspirierend und verwirrend Musik wirkclih sein kann und soll. Eine Platte, die aufwecken soll aus langweiliger und nachahmender Musik, die zeigt, wozu Musik fähig ist, wie durchdacht und wie gezielt ein Hörer gefesselt und fasziniert werden kann.
So das wars von meiner Seite…jetzt wieder ein bißchen Belle And Sebastian, damit die Scott Walker Platte wieder Träume zerstören kann, wieder gute Stimmungen ad absurdum führen kann und mich wieder entführen darf in eine schreckliche Welt, die im Ganzen zu erkennen natürlich schmerzhaft sein kann, doch notwendig und wichtig. Erkennen kann nur, wer hinsieht, wer sich nicht in seine Kunstsinnigkeit zurückzieht. Scott Walker tut das wider einigen Argumenten hier ganz sicher NICHT, er interpretiert die Welt, nimmt sie auf in sein Werk und läßt sie eine andere werden, verfremdet sie, ganz im Sinne eines Formalismus. Die Luft die uns umgibt kann ja auch nicht mehr wahgenommen werden, ebenso ist die Welt um uns schal und gleichtgültig geworden. Walker läßt uns endlich wieder fühlen…
lg
Markus
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Even I, as sick as I am, I would never be you... (Morrissey)