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Habe mir The Drift nun ein paar Mal in Ruhe durchgehört. Eine interessante, packende, dunkle Stunde Musik.
Zum Thema „Kunstkacke“, „durchgeknallt“, „unhörbar“
Wer sich auch nur einmal ein Viertelstündchen mit den Klassikern der Moderne beschäftigt hat, dem dürften noch eine ganze Reihe Bezugspunkte einfallen – Ligeti, Xenakis, früher Penderecki… alles schon dagewesen, als der gute Scott noch Brel sang. Wie CUE vom Tinnitus in tosende Tiefen abstürzt hat schon fast etwas von Gustav Mahler. Es ist doch schön, dass diese Klangwelten auch einmal dem Pop nutzbar gemacht werden, und das dazu noch in einer wunderbar raumgreifend produzierten Platte. Wie sich dieses Klangbewusstsein mit Chansonsplittern, Poesie und Rock verbindet, finde ich gut gelungen. Da muss man sich nun entscheiden, ob dieses Verfahren jetzt „kacke“ ist, oder nicht. Warum sollte es das sein? „Kunst“ ist es schon einmal, und wer gerade keine Lust auf lustige Schrägponyträger mit U2-Gitarren hat, der findet hier einen Haufen schöne Soundscapes. Wem Ambient immer zu New-Age-freundlich ist, trotzdem aber Spaß an feingewebten Klangteppichen hat – Get The Drift!
Diese „Hilfe – Scott Walker“-Diskussion kommt mir fehl am Platze vor. Es ist einfach nicht so schlimm. Man setze sich einfach hin, drehe auf, höre, staune und nach einer Stunde ist man fertig. Es wird kein Teufel aus der Hölle fahren, es wird nicht zu organischen Schäden kommen, die Welt wird keine andere sein (auch Tilt blieb ja bei allem Lob merkwürdig folgenlos). Wer ein offenes Öhrchen hat, den trägt die Platte an unbekannte Orte. Wem’s nicht gefällt, der muss sich doch nicht quälen, bis er irgendwie ahnt, was andere daran jetzt zwingend gut finden.
Gleich nochmal hören!!
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...because strange is what we need...