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“Stimmt alles. Aber 24 Minuten hätten es für mein Empfinden nicht sein müssen. Dafür bietet mir der Song dann doch zu wenig.
„Octavarium“ dürfte auf keinen Fall kürzer sein. Das würde den sich langsam und konstant steigernden Spannungbogen bzw. den emotionalen Ausbruch ab Minute 12 abschwächen.
Gerade die atmosphärischen Stellen im Song gefallen mir ausgezeichnet, da DT viel zu selten solch wunderschön fragile Melodien schreiben.
Geheimnisvoll. Melancholisch. Düster. Und doch wunderschön.
Aber auch die zweite Hälfte gehört zum Bwsten, was DT je gemacht haben. Schon allein das Keyboardsolo von Rudess…ahh…selten war der Mann ähnlich gut.
Und ich stelle „Octavarium“ sogar über „A Change Of Seasons“.
Ich finde die ersten 7 Tracks des neuen Albums durchschnittlich und langweilig bis nett. Aber wegen „Octavarium“ MUSS man die Scheibe als Progfreund haben.
“Na ja, ganz im Sack wird sie natürlich keineswegs gelassen. Nur ist hier alles songdienlicher und sinnvoller. Würde man auf den späteren Alben die „Technik-Keule“ weglassen, landete man doch ziemlich in der Nähe von beispielsweise Bon Jovi oder ähnlichem.
Das ist natürlich übertrieben ausgedrückt.
Aber auch ich nehme wahr, dass sich DT seit dem Weggang von Moore im Bezug auf das Songwriting verändert haben: Ab „Falling Into Infinity“ wurde folgendes Format relativ oft verwendet: Es wird ein relativ eingängiger Song geschrieben, der auch für sich allein stehen könnte. In der Mitte wird dieser Aufgebrochen und um einen Spaß-Frickelteil erweitert bis man schließlich wieder zum Ausgangssong zurückkehrt. (z.B. Trial Of Tears, Blaind Faith, Endless Sacrafice, In The Name Of God)
So verwobene Titel wie Learning To Live, Only A Matter Of Time, The Killing Hand, Voices, Scarred usw (Ich verstehe nicht ganz, warum du diesen „songdienlichen“ Stil nur auf das erste Album beschränkst. Vor allem Awake ist doch sehr homogen komponiert. Wobei ich den frickeligeren Sound der Images & Words und Metropolis Pt.2 klar bevorzuge.), in denen Instrumentalpassagen und Gesang überlegter miteinander verwoben wurden und dadurch mit mehreren Spannungsbögen in einem Song gespielt wurde, sind bei den späteren DT Werken seltener. Instrumentalstellen, die teilweise schon fast Jam-charakter aufweisen, sind häufiger.
Man könnte auch sagen, dass es manchen späteren DT Songs für ihre Länge (z.b.: In The Name Of God…viel zu lange) an genügend/interessantem kompositorischem Fundament fehlt.
Zudem wird immer häufiger und offensichtlicher der Stil von anderen Bands übernommen und um das DT Frickelelement erweitert. (Never Enough-MUSE, The Great Debate – Tool usw)
Ob man das als störend empfindet, liegt natürlich wieder am Hörer.
mfg staubfänger
EDIT:
Ich glaube, dass DT wieder mal ein außenstehender Produzent gut tun würde. (Die letzten 4 Alben wurden von Portnoy und Petrucci produziert.)
Es kann der Musik sehr gut tun, wenn man kritisiert wird, wenn man auf „unnötige“ Längen aumerksam gemacht wird usw.
Ich fand nämlich im Gegensatz zu vielen anderen „Falling Into Infinity“ deswegen sehr interessant und auf das nötigste reduziert.
Natürlich gab es böse Ausrutscher, die als Single gedacht waren: z.b. „You Not Me“, das in der ursprünglichen Version ein toller Rocksong ist.
Trotzdem gefällt mir das Album sehr, da man die unterschiedlichen herangehensweisen an die Songs, was die Produktion betrifft, merkt.
So war z.B „Lines In The Sand“ als Demo noch länger.
Es fehlten die exotischen Drumms in „Take Away My Pain“.
…
Übrigens möchte ich an dieser stelle das so selten erwähnte „New Millenium“ loben: Der Song klingt homogen, natürlich und extrem groovy obwohl er Rhythmisch extrem ausgeklügelt und komplex ist und mit vielen feinen Verzierungen aufwartet: z.b. die dezent eingestreute funkige Gitarre.
Wer schon mal versucht hat den Song mit seiner Band nachzuspielen, weiß wie schwer es ist, diesen verschachtelten Groove tight hinzubekommen.
Das ist die Sorte von durchdachter Komplexität und Fokusiertheit, die ich mir öfters von DT wünschen würde.
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