Re: Adam Green – Jacket Full of Danger

#4001123  | PERMALINK

tina-toledo
Moderator

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Nach einigen Hörgängen muss ich zugeben, dass ich „Jacket Full Of Danger“ durchaus gelungen finde. Ein außerordentlich vielseitiges Album- man denkt mal an Swing und Broadway, mal an Morrison und mal an Hazlewood- wobei die Streicher, die viele auf „Gemstones“ so schmerzlich vermissten, hier wieder reichlich zum Einsatz kommen und Bindeglied zwischen den diversen Elementen und Stilen darstellen. Während anfangs die wirklich großen Songs zu fehlen schienen, setzen sich nach mehrmaligem Hören immer mehr süchtig machende Melodien im Kopf fest. Highlights sind für mich neben den hier schon genannten „Novotel“ und „Pay The Toll“ vor allem die wundervollen 50er Jahre- Reminiszenzen „Jolly Good“ und „Animal Dreams“ und das für Drogen werbende „Drugs“ („I like to do drugs, I like to have drugs“, etc.) ,welches auch „Gemstones“ gut zu Gesichte gestanden hätte, während der letzte Track, „Hairy Woman“- auf dem Adam Greens bizarre Gedanken zu an den Rand der Gesellschaft verbannten Frauen sehr schlicht von einer Akustischen begleitet werden- eher auf „Friends Of Mine gepasst hätte. Auch ein wütender Adam Green (“White Women“, „Nat King Cole“) kann durchaus gefallen, stimmlich werden hier wahre Glanzleistungen vollbracht- überhaupt bereitet die auffällig tiefer gelegte Stimme unerwartet viele Gänsehaut-Momente. Zusammengestückeltes, Brüche und wilde Tempo- und Taktwechsel, welche auf „Gemstones“ manchem auf die Nerven gegangen sein mögen, höre ich indessen hier nicht mehr in so starkem Maße. Es gibt insgesamt weniger ambitioniert aneinander gereihte Fragmente pro Track, doch immer noch gelingt es Herrn Green erstaunlicherweise, in 2- Minuten-Songs mehr Melodieideen unterzubringen als manch anderer für ein ganzes Album zu erschaffen in der Lage ist. Bei den Lyrics wurde diesmal auf Obszönitäten weitestgehend verzichtet, (glücklicherweise) jedoch nicht auf das charakteristische Obskure und Skurrile.
Insgesamt birgt das Album erwartungsgemäß keine allzu großen Überraschungen, die eleganten, schwelgerischen Melodien machen aber wieder große Freude, und „Jacket Full Of Danger“ dürfte sicher ein längeres Haltbarkeitsdatum als sein Vorgänger haben. Schönes Album, bis jetzt ****!

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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!