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Allein in den USA ist der Verkauf von Vinyl 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent gestiegen. Und das Berliner Klubmusik-Magazin «Groove» überschrieb 2013 einen Überblick über die besten Kassetten-Veröffentlichungen mit «Totgesagte rauschen länger» und brachte damit das Erstaunen über die zunehmende Beliebtheit dieses Formats zum Ausdruck. Während die Musikindustrie und die interessierte Öffentlichkeit über Streaming-Plattformen diskutieren, stehen aber vor allem die Absatzzahlen bei Vinyl für ein steigendes Bedürfnis nach prädigitaler Greifbarkeit und Materialität. Neben Neuveröffentlichungen erscheinen dabei vor allem Klassiker und vergessene Geheimtipps. Die frühere Wühlarbeit in staubigen Plattenkisten ist nicht mehr nötig, um an verschollene Raritäten zu kommen. Die begehrte Wiederveröffentlichung kann online genauso bequem per Klick bestellt werden wie ein Download-File.
Viele Alben erscheinen als üppige 180-Gramm-Pressungen, die Auflagen sind oft limitiert. An das so verknappte Kulturgut Schallplatte haftet sich ein symbolischer Mehrwert. Rarität wird simuliert, und nicht nur deshalb ist das Vinyl-Album zum Fetisch neuer Sammelleidenschaften und geschmacksbürgerlicher Distinktion geworden. Ein kennerhaft kuratiertes Plattenregal ist in gewissen Milieus längst zum Statussymbol geworden. So ist immer wieder zu hören, dass bekannte DJ von Kunstsammlern gebeten werden, ihnen gegen Honorar eine schicke Plattensammlung zusammenzustellen. Die 180-Gramm-Reissues sollen dabei eine Wertigkeit vermitteln, die zu den nachhaltigen Lebensstilen des sogenannten neuen Bürgertums passt. Für den Klang selbst ist die Dicke der Platte indes keineswegs massgeblich. Der Betreiber des legendären Berliner Ladens «Platten-Pedro» brachte es vor einiger Zeit in der «Tageszeitung» auf den Punkt: «180 Gramm kannst du vergessen, die Platte kann so dünn sein, wie sie will, solange die Nadel nicht auf der anderen Seite durchkommt.»
den ganzen Artikel – inklusive Datum des K7 Store Day, heisser Scheiss! – aus der heutigen NZZ gibt es hier:
http://www.nzz.ch/feuilleton/musik/der-klang-der-kult-und-der-geist-des-materiellen-1.18584523
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