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Lucy Jordan@K.A.Lauer
Wir werden ihn in zwei Wochen sehen! Wobei ich gestehen muss, dass wir ihn in den 90ern ein wenig aus den Augen verloren haben. Aber unser Sohn hat uns zu Weihnachten „Wecker/Wader – Was für eine Nacht“ geschenkt, ja – und da war sie wieder – die alte Faszination!
Ja, was für eine Nacht das gewesen sein muss, ich wäre im Nachhinein gesehen gerne dabei gewesen. Wie die zwei sich die Bälle zuspielen das ist schon toll.
Ich wünsche euch einen schönen Abend in zwei Wochen.
Mein Eindruck, den ich damals hatte, wurde danach voll bestätigt:
Lokale Kultur 26.November 2001
Hannes Wader: kraftvoll, jung und mitreißend LEONBERG – Von Jörg Braun
Die große Zeit der Liedermacher ist lang vorbei. Ihre Konzerte in den Provinzstädten geraten gern zum Nostalgieabend. Am Freitagabend zeigte Hannes Wader in der Stadthalle, dass es auch ganz anders geht. Scheinbar rückblickend begann das Konzert mit seinem wohl bekanntesten Werk „Heute hier, morgen dort“. Doch schon mitten im Stück schlug Wader die Brücke ins Jetzt. Er wechselte ins englische „Indian Summer“, das seinem Lied die Melodie lieh, und das auf dem aktuellen Tonträger „Wünsche“ vertreten ist. Wader sang und spielte alles, auch die alten Lieder, frisch und voller Energie. Auf den Sänger selbst treffen diese Attribute ebenfalls zu. Wirkte er vor wenigen Jahren noch ausgezehrt und hohlwangig, sah er an diesem Abend kräftig und gesund, für seine fast 60 Jahre sogar jung aus. Der Liedermacher überzeugt nach 35 Jahren Musikerdasein durch Vielfältigkeit. Seine Grundlage bleiben die klassischen Liedermachersongs, die bei Wader schon immer eng mit dem Volkslied verknüpft waren. Aber auch Kunstlied und Tango, Bach und Buddy Holly zählen zu seinen Einflüssen. Dem harten Saitenspiel steht eine sanfte Stimme gegenüber. Seine Texte sind nie einseitig. Wader singt über Persönliches, ohne sich ins Private zu verkriechen. Sentimentale Momente sind immer auch aufrührerisch. Er benutzt eine rohe Sprache, ohne damit widerlich zu wirken. Er protestiert, ohne zu jammern. Das ehemalige Mitglied der kommunistischen Partei ließ es nicht aus, sich vor vollem Saal deutlich gegen den Krieg in Afghanistan auszusprechen. Er prangerte einen deutschen Zusammenhang zwischen Nationalidentität und Militarismus an. Er machte sarkastische Anspielungen auf die Wandlung von Straßenkämpfern zu Sicherheitspolitikern. Aber das ist weniger Polemisierung, denn persönliche Meinung. Doch zeigt Wader auch Schwächen. Wie in dem Lied „Victor Jara“, das er dem vom Pinochet-Regime ermordeten chilenischen Dichter gewidmet hat. Da singt er von Hass, wünscht den Tätern die ewige Verdammnis an den Hals. Waders „Dagegen“ ist vor allem ein „Dafür“. Sein Protest in den Liedern und den oft ausufernden Ansagen transportiert immer auch die Werte, für die es sich seiner Ansicht nach zu kämpfen lohnt. Wader singt für Frieden, für Freiheit und Menschlichkeit. Es fällt schwer sich von dieser Kraft, diesem positiven Grundton nicht mitreißen zu lassen.
< http://www.leonberger-kreiszeitung.de/dc1/html/news-leo/20011126kult1.shtml>
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Vinyl ist, wenn man trotzdem lacht.