Re: Deine 100 Lieblingssongs der 60er Jahre

#3977697  | PERMALINK

bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

Beiträge: 4,310

Clau@Bender
Deshalb glaube ich auch behaupten zu können, die Sechziger seien das musikalisch beste Jahrzehnt. In dieser Zeit sind die Weichen für alles was später kam gestellt worden, viel stärker als in den Jahrzehnten davor oder danach.

Und wenn man sich mit der Musik intensiv auseinandersetzt, weiß man mit der Zeit mehr zu diesem Thema als die allermeisten, die sie selbst miterlebt haben. Das ist meine Erfahrung. Wenn ich mit Leuten, die zwanzig oder mehr Jahre älter sind als ich, übert die Sixties ins Gespräch komme, kenne ich mich dort grundsätzlich deutlich besser aus. Da bilde ich mir nichts drauf ein, ist aber so. Erst hier im Forum bin ich auf Leute gestoßen, die mir in dem Bereich voraus sind. Für mich ist das klasse, so habe ich die Möglichkeit, Neues zu entdecken.

Natürlich wurde in den Sechzigern viel Neues geschaffen, herumexperimentiert und wurden grundlegende Fundamente für die folgende Musikgeschichte gelegt. Liegt allerdingas auch am technischen Fortschritt. Grundlegende Erfindungen/Neuerungen im musikalischen Equipment, die noch heute Gültigkeit besitzen, und nur technisch verbessert wurden, gehen nunmal auf diese Zeit zurück. So hätte man theoretisch schon ca. 1968 mühelos Technopop produzieren können… – die Zeit war nur noch nicht reif dafür!

Aber, die alten Binsenweisheiten: Ohne Velvet Underground und Stooges kein Punk, ohne die Doors keine Joy Division oder Echo & The Bunnymen, ohne die Beatles kein Britpop, ohne Pink Floyd vielleicht kein Acid-House…;-) – und möglicherweise wenn’s „Telstar“ von Joe Meek nicht gegeben hätte, wäre die Welt von Electro und Techno „verschont“ geblieben, oder…?;-) Aber, ohne in den Krümeln zu suchen, das gilt doch in gewissen Maßen für so manche Jahre/Jahrzehnte danach auch! Mal sehen, was man in dreissig Jahren vom Jahr 2006 hält…

Naja, ich als Fan von Postpunk, New Wave, etc., halt alles was ca. 1978 – 1983 seine Blütezeit erlebte, kenne mich seit geraumer Zeit z.T. auch besser aus (und besitze mehr Material) als ein Großteil tatsächlicher „Zeitzeugen“ (ich war leider noch ein paar Jährchen zu jung, um die „Punkexplosion“ hautnah miterleben zu dürfen). Aber trotzdem kann ich mit jemandem, der z.B. Joy Division oder Throbbing Gristle noch live gesehen hat – oder z.B. als Gast den „Ratinger Hof“ in Düsseldorf damals besucht hat, keinesfalls richtig mitreden. Meine „Weisheit“ beruht grösstenteils auf reiner Theorie, angeeignetem Wissen. Ein wandelndes „Früh-New-Wave“-Lexikon, ohne wirkliche zeitgenössische Erlebniserfahrung! Das ist doch der springende Punkt! Da wiegt die persönliche Involviertheit eines Zeitzeugen, der vielleicht noch 20 oder 30 Platten aus dieser Zeit besitzt und von The Cure nichts weiter kennt als die frühen Singles, weitaus mehr…

--

I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad