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lathoNicht ganz.
Zunächst: auf eine „anständig angebotene musikalische Leistung“ hat man ein Recht, auf den Bühnenanzug nicht? Diese „juristische“ Sichtweise kann ich zunächst mal nicht teilen. Wenn zB Britney Spears auftritt, erwarte ich eine möglichst rasante Bühnenshow mit heißen Outfits, würde sie im kleinen Schwarzen vor dem Mikrofon stehen und die Lieder einfach singen (obwohl ich das wahrscheinlich gut finden würde), dann hat sie doch auch um den Eintrittspreis „betrogen“. Und wenn ich eine Platte kaufe, dann hat die Musik gut zu sein? Wenn ich einem Künstler (indirekt) Geld gebe, ist das immer ein Wagnis. Ich kann erwarten, dass ich die Platte erhalte oder ins Konzert gelassen werde. Dass es „gut“ ist (also mir gefällt), das kann ich nicht.Jaja, die Fetish-Fraktion hat unter anderem auch mich etwas kritisch gemustert, ich fiel ja aus dem (zumindest so weit ich sehen konnte) „dress code“ heraus.
Ach ja: ich war auf dem Konzert um Musik zu hören, weder mich vorzuführen (wie ich das bei einem Gutteil des Publikums annahm) noch um besoffen Fussballvereine zu besingen (die beiden Typen waren so ungefähr das Gegenstück zu dem weißen Mann auf der Bühne – sie kannten alle Songs, von daher ging ich davon aus, dass sie genau das machten, was Eldrige tat, nämlich gegen den „dress code“ verstoßen – war also eine bewußte, sicherlich auch vom Alkohol befeuerte Provokation).Aber ich denke schon, dass ich Dich verstanden habe. Verstehst Du mich?
So, jetzt werde ich mal meine „Defizite“ in diesem Thread bereinigen – und auf alle noch offenen Punkte von meiner Seite aus, antworten:
Die Realität findet wohl meistens in dieser Form statt: Man drückt ordentlich Kohle für eine Eintrittskarte ab, spätestens schon beim Einlass wird man aber nicht mehr als zahlender Kunde behandelt, sondern wie ein äusserst verdächtiger USA-Einreisender (oder wahlweise wie ein potentieller RAF-Terrorist) durchleuchtet, d.h., die Ordner an der Tür tasten einen ab, als hätte man eine V2-Rakete im Hosenbein versteckt…
Man weiß natürlich nie wirklich, was sich der/die Künstler ausgedacht hat/haben, um einem den Abend so angenehm/enttäuschend wie möglich zu gestalten. Sind die Herrschaften gut drauf? Haben sie keinen Bock, tun alle Verantwortlichen (besonders der Typ am Mischpult…) ihr Bestes, etc.?
Aber da ich persönlich ja eigentlich immer noch Konzerte präferiere, wo man eben nicht auf Nummer Sicher gehen kann (perfekte stromlinienförmige, und: langweilige Entertainment-„Events“ wie Phil Collins oder Celine Dion auf der „hr3-Bühne“ in der „Äppelwoi-Skyliners-Arena“ sind halt nicht mein Ding…) so kann’s schon mal vorkommen, daß man zwei Stunden später den Konzertsaal enttäuscht verlässt. Die Band mag wohl ihr Programm herunterspielen, aber man darf natürlich nicht davon ausgehen, daß das Ganze einem auf alle Fälle gefallen wird…
Ein „tolles“ Beispiel: The Cure ca. 1984, Stadthalle OF, Robert Smith hat keine Lust, tut dies auch dem Publikum kund, leiert ca. 10 Songs in Rekordzeit von einer dreiviertel Stunde runter: Tschüß, keinen schönen Abend noch, Licht an, raus!
Noch weniger kann man wirklich erwarten, daß die Showeinlagen oder die Garderobe den eigenen Erwartungen gerecht wird. Aber jetzt hat mich doch ein Punkt deiner Ausführungen ein wenig stutzig gemacht: Du hast bei Britney Spears die volle Erwartungshaltung, ein leicht geschürztes Mädel mit rasanter Show zu erleben, bitteschön! Dann aber musst du auch akzeptieren, daß möglicherweise ein paar Leutchen bei einem S.O.M.-Konzert die Erwartungshaltung haben, einen Herrn Eldritch in schwarzer Lederjacke mit Sonnenbrille und deftig Trockeneisnebel zu bewunden, oder…?
Aber um auf deine Frage zu antworten, ob ich dich verstehe: Natürlich, ich weiß genau was du meinst, und habe auch eine klare Vorstellung davon, wie es ist, plötzlich gegenüber einer sonstigen „Minderheit“ selbst mal in diese zu geraten…;-)
Das ist nämlich allzu menschlich, aufgrund meiner Erfahrungen als Szenegänger hat man sich nämlich immer mal die Leutchen genauer angeschaut, was ja nicht unbedingt abschätzig sein muß, sondern möglicherweise nur aus einer undefinierbaren Vorsicht heraus… Ich persönlich fand es immer extrem begrüßenswert, wenn sich eine Person, die offensichtlich nicht dem „Szenekern“ entsprang, für ein derartiges Livekonzert und diese Musik interessierte.
Natürlich gehen Leute aus, um sich „vorzuführen“ (wie du es nennst), bzw. um aufzufallen, aber das ist doch generell so. Wenn ich heute zu einem Konzert von z.B. den White Stripes gehe, dann kann ich hundertfach bestaunen, wieviele Meg Whites es doch anscheinend gibt…:lach:
Und gleiches gilt mit Abstrichen heutzutags für meine Person. So dann und wann besuche ich mal eine „Goth“-Discoveranstaltung. Ich suche mir dann schon sorgfältig meine Garderobe aus, meistens Nicht-schwarzer Anzug, grünes oder oranges Hemd, Krawatte, gediegenes Schuhwerk. Und dann kommt’s vor, daß ich zu einem relativ unbekannten uraltem Goth-Stück auch mal ganz alleine auf der Tanzfläche stehe – und so mancher, der dieses Szenario beobachtet sich denkt: „was geht denn jetzt ab…?“:wirr:
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad