Re: Spliff

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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chocolate milkWäre es nicht auch möglich dass diese Menschen „Gefühlsmenschen“ sind und nicht so sehr „Verstandesmensch“ wie z.B. jemand der von Berufes wegen Journalist ist und es gewohnt ist alles bis ins Kleinste zu zerlegen, zu sezieren, um ganz genau zu sehen was man da denn so ganz exakt vor sich hat?

Du sagst zwar „Nicht jeder ist dazu geboren, über Musik zu schreiben. Wenn jemand sich das nicht zutraut und der Meinung ist, er könne es nicht, respektiere ich das“ woran aber kannst du sehen wer deiner Gegenüber „unreflektierten passiven Musikkonsum zum Vorbild erklärt und sich stolz auf den Standpunkt stellt, dass er wirklich überhaupt nicht nachdenkt, sich weigert es auch nur zu versuchen und das allen ernstes noch für eine Tugend hält“???

Ich werde hier im Forum das üble Gefühl nicht los, dass man sehr gern ein genormtes Kommunikationsniveau hätte, DIN 3344 oder so, da weiß man was man hat, da muss man nicht mehr „flexibel denken“, weil ja der andere zu 80% so an die Sache/ an Musik herangeht wie man selbst es tut.

Das trifft auf mich nicht zu. Ich bin seit jeher für die Vielfalt der Meinungen und Herangehensweisen eingetreten, die vollkommene Abwesenheit einer Herangehensweise stört mich aber dennoch. Es geht nicht darum, den richtigen oder den einzig möglichen Weg zu finden, sondern sich überhaupt einmal klarzumachen, dass alles eine Ursache hat und dass der eigene Musikgeschmack keine Selbstverständlichkeit ist, sondern von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wurde bzw. davon abhängig ist.

Wenn man sich dem komplett verweigert, wenn man sich auf den Standpunkt stellt, man höre Musik gerne, weil man gerne Musik hört, dann entzieht man sich sehr schnell einer Diskussion und damit auch einer näheren Betrachtung einer Materie. Das klingt vielleicht alles sehr rational und unsexy, aber Du würdest es ja auch nicht als befriedigend empfinden, wenn ich auf eine Frage von Dir antworten würde: „Das ist eben so. Hör doch einfach hin!“ Für so etwas braucht man meiner Ansicht nach kein Musikforum. Ein Mindestmaß an Reflexion und Diskussion sollte möglich sein, auch wenn Leute vielleicht Ansichten vertreten, die man als falsch oder irrig ansieht. Aber auch in der Diskussion über falsche und irrige Ansichten kann man viel lernen, wenn aber gar keine Debatte stattfindet…

Kleine Ergänzung: Ich halte es eigentlich nicht für problematisch, von Musikgeschmack zu sprechen, wenn man daraunter die persönlichen Vorlieben versteht. Für hochgradig problematisch halte ich es aber, wenn der Geschmack dazu benutzt wird, Diskussionen zu unterbinden, nach dem Motto: „Das ist eben mein Geschmack, basta.“ Das ist nicht der Sinn der Sache.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.